Der Monitor ist geduldig…

… und meinen letzten Statusreport über meine Schreibprojekte habe ich im Juli abgeliefert. Obwohl ich damals großspurig was von Sommerpause gekritzelt habe, bedeutete es noch lange nichts, dass ich kein Wort zu Monitor gebracht hätte, im Gegenteil. Ich glaube, ich habe noch nie so viel geschrieben wie in den Monaten, in denen ich mich aus Zeitgründen aus dem Internet zurückziehen musste.

Mein Blutsaugerprojekt

Oder sollte ich besser sagen „Die zwanzig Projekte, die mit diesem Projekt unter einem Dach vereint sind“?

Dank eines Charakterinterviews fühlte ich mich auf einmal extrem inspiriert, an einem Projekt weiterzuarbeiten, das seit Monaten liegengeblieben ist – einfach weil mich andere Geschichte in dem Moment mehr gereizt haben. Es handelt sich um das vor der Sommerpause erwähnte Projekt rund um L. – ich habe endlich den Schlüssel zu ihrem widersprüchlichen Charakter gefunden, was mir geholfen hat, ein weiteres Kapitelfragment aus ihrer Sicht zu schreiben. Dabei rückt auch ihr Glauben immer mehr in den Vordergrund. Außerdem hatte ich endlich die Gelegenheit, ihre Kalkomanie in einem höheren Maße zu zeigen als in Kapitel 1.
Mittlerweile weiß ich auch, dass die Gerüchte, man könne Vampire aufhalten, indem man sie zählen lässt, auf L. zurückzuführen sein müssten – denn DIE kann man tatsächlich damit aufhalten, dass man ihr was unterjubelt, das sie zählen kann. Ob das jetzt Mosaiksteinchen, Reiskörner oder sonstwas ist.
Außerdem habe ich versucht, die allerallererste Urfassung zu Kapitel 1 von L. zu datieren – leider habe ich die zu einer Zeit geschrieben, zu der ich abgetippte Fragmente wegzuwerfen pflegte, um keine Massen an Papier anzuhäufen. Das ganze Zeug zu horten, habe ich erst viel später angefangen.
Anhand der in diesem Block aber noch befindlichen anderen Geschichtenfragmente habe ich die erste L.-Fassung ca. auf Ende 2005 datieren können – das bedeutet, dass dieses Projekt beispielsweise älter als das L&L’s ist… Ich wundere mich nicht länger darüber, dass alte wiedergefundene Storyfragmente entweder sprachlich unter aller Kanone sind oder beim besten Willen nicht mehr mit dem aktuellen Canon zusammenpassen. Immer wieder stolpere ich nämlich über Fragmente, mit denen ich nur noch wenig anfangen kann, da die geschilderten Ereignisse auf irgendwelche (nur gedachten und nie aufgeschriebenen) Ereignisse rückgreifen, an die ich mich jahre später einfach nicht mehr erinnern kann.
Außerdem habe ich für L. einen Charakterbogen angefangen. Der ist auch schon vier Seiten lang und wird sich unablässig füllen – nicht zuletzt, weil L. ein seeeehr langes Leben hat und es da einiges zu erzählen gibt.

Ich bin außerdem beim S/T-Projekt jetzt um Welten weiter. Es entstanden zwei recht lange Texte aus der Sicht von T’s Schwester, aus denen man gut erkennen kann, wie das Zusammentreffen mit S. und die pädagogischen (gutgemeinten) Fehltritte ihres Vormunds allmählich ihre Psyche zerstören und ihr Leben vergiften. Ich bin mir über die sprachliche Qualität noch nicht sicher – aber es fiel mir bereits sehr schwer, die Szenen zu schreiben.
Eine weitere Szene, die mir wieder sehr schwer fällt, ist gerade in Arbeit.
Außerdem habe ich einen Songtext aus S. Sicht geschrieben – der erklärt perfekt ihre Gemütsverfassung und begründet ihr merkwürdiges Zwangsverhalten. Ich finde es immer faszinierend, in die psychologischen Abgründe meiner Figuren zu tauchen.
Bei der Gelegenheit habe ich im Übrigen etwas über S. Vergangenheit herausgefunden, das ich sehr faszinierend finde. Ich meine, 300 Jahre einer Existenz zu füllen, ist nicht gerade wenig und ich bin selbst neugierig auf jedes einzelne Detail, das sich mir offenbart.

Und als hätte ich nicht schon genug Figuren und Geschichten in diesem Canon, musste ich natürlich noch zwei Figuren mit jeweils eigenen Geschichten erfinden – ich nenne sie hier mal O. und G.H. Sie ist das mit Abstand kaltblütigste Biest, das ich mir je ausgedacht habe und er ist einer der Geliebten von L. – ja, L. hat einen recht großen Männerverschleiß :@… Ich habe von den beiden ein (mich noch nicht wirklich zufriedenstellendes) Pärchenbild gezeichnet, auf dem sie im Tropenanzug und er in einem Rokoko-Anzug abgebildet sind, obwohl sie eigentlich das Mädchen aus dem Mittelalter und er der moderne Mann ist. Aber das ist eine Szene, die so auch in den Roman kommt und als Homage an eine Autorin gedacht ist, dank der ich überhaupt erst angefangen habe, über Blutsauger zu schreiben: Die einzigartige Anne Rice!
Faszinierenderweise weiß ich sowohl über O. als auch über G.H. bestens bescheid, obwohl ich sie erst vor wenigen Wochen erfunden habe. Und das nicht dank des RPGs – das hat mir eher geholfen, die ganzen Fakten auch mal niederzuschreiben – sondern wirgendwie auf merkwürdige Weise. Sie waren einfach da. Vollständig und im metaphorischen Sinne kugelrund mit allen Höhen und Tiefen…

Meine Magier

Ich habe eine Menge Hintergrundinformationen zu ihnen ausgearbeitet. So kenne ich jetzt den vollständigen Kalender meiner Magier, weiß wie ihre Wochentage heißen und wie viele Tage ein Monat oder ein Jahr jeweils haben. Außerdem habe ich ausführlich über die Tageszeiten geschrieben und das Bildungssystem ausführlicher ausgearbeitet. So weiß ich jetzt, welche Schulstufen es gibt und welche Fächer in ihnen unterrichtet werden. Auch habe ich eine grobe Vorstellung von den Fächern selbst.Mit Hilfe des wunderbaren Bastelbogens aus der Weltenschmiede habe ich schon mal angefangen, die Informationen über die einzelnen Länder in dieser Welt zusammenzutragen – einige habe ich bereits, wenn auch leider noch nicht alle 29. Das wird ewig dauern, bis das fertig ist.

Außerdem kann ich stolz berichten, dass Kapitel 0 bereits ganze 22 Normseiten lang ist. Es wäre länger gewesen, doch ich habe den Block, in den ich die Urversion schreibe, bei meinen Eltern vergessen – und dann wochenlang vergessen, ihn zurückzuholen. Erst letzte Woche habe ich endlich daran gedacht, mir den Block wieder unter den Nagel zu reißen – somit konnte ich endlich weiterschreiben und etwas mehr abtippen.
Das Kapitel ist im Groben bereits durchgeplottet, aber die Details fallen mir natürlich spontan ein. Bei der Gelegenheit mache ich außerdem dauernd irgendwelche weltenbauerischen Notizen. Beispielsweise weiß ich jetzt, was man in einem bestimmten Land gern zum Frühstück isst :).

Meine Mutanten

Da hat sich einiges getan. Ich habe mir ja im Rahmen des 13-Wochen-Projekts die Überarbeitung einiger Kapitel vorgenommen und das auch getan. Außerdem habe ich das Kapitel geschrieben, das nach Abschluss der ersten Überarbeitungsphase das neue Schlusskapitel wird, nachdem ich für das alte Schlusskapitel von meinem Betaleser regelrecht… gehauen wurde *g*.

Außerdem scheint es sich herauskristallisiert zu haben, dass das Ganze ein Jugendbuch wird. Das will mir nicht schmecken und ich habe mich mit Händen und Füßen dagegen gesträubt, denn eigentlich wollte ich alles Mögliche schreiben – nur ganz gewiss kein Jugendbuch. Aber ich will mein Buch jetzt nicht auf Biegen und Brechen irgendwie erwachsener trimmen, weil ich wie ein kleines Kind am Boden liegen, strampeln und schreien will, dass es kein Jugendbuch ist.Es war nicht als eins geplant, aber wenn es nun eins ist… dann ist es halt eins und ich mache das Beste daraus *seufz*.

Härter und brutaler wird es trotzdem – ich habe ein Buch über den Rassismus gelesen, das mir sehr geholfen hat und mir zeigte, dass ich die Gräuel noch nicht in dem Maße gezeichnet habe, in dem sie gezeichnet gehören. Das liegt darna, dass ich sehr jung und naiv war, als ich die erste Fassung runtergeschrieben habe. Schon das, was ich schrieb, war für mich die äußerste Grenze an Brutalität. Jetzt bin ich in der Hinsicht weiter, was vor allem den KZ-Szenen „zu Gute“ kommen dürfte.

Schriften für die Uni

Ich habe in dieser Zeit zwei Hausarbeiten und drei Praktikumsaufgaben geschrieben. Es fällt mir wesentlich schwerer, sowas akademisches als etwas Kreatives zu schreiben – nicht, weil ich irgendwie lernschwach wäre oder Ähnliches, sondern weil ich dabei meinen Geist nicht fliegen lassen kann. Alles, was ich in so einer Schrift behaupte, muss belegt werden und alle Belege müssen akribisch aufnotiert sein.

Dabei forsche ich eigentlich gerne und kitzel aus einem Text Erkenntnisse, auf die vor mir hoffentlich niemand gekommen ist. Sowas macht mir Freude :).

Auch dieses Semester stehen mir mal wieder mehrere Arbeiten bevor – mal sehen, wie kreativ oder akademisch ich dieses Mal sein muss!

Sonstiges Geschreibe

Da gibts Einiges. Ich habe eine Weihnachtsgeschichte weitergeschrieben, die für den Kalender im L&L’s gedacht ist.

Außerdem ist mir mal wieder ein ganzer Roman eingefallen, den ich schon mal grob durchgeplottet habe. Sogar der erste Charaktersteckbrief für diesen Roman steht und sobald ich wenigstens eins meiner Projekte halbwegs abgeschlossen habe, werde ich mich intensiver darum kümmern.

Außerdem habe ich eine Figur aus meiner Kindheit recycelt – wobei sie so gut wie nichts mehr mit der damaligen Figur gemeinsam hat, nur der Name erinnert ein wenig an die ursprüngliche Figur. Es zeichnet sich mal wieder ab, dass das Ganze die Erschaffung einer vollständigen Welt nach sich ziehen wird, dabei sollten doch erstmal die Magier halbwegs fertig werden… Man merkt, wo mein Problem ist *g*.

Auch für die Weltenschmiede habe ich etliche Artikel geschrieben – allen Schreibern unter meinen Lesern möchte ich besonders meinen Artikel über den yWriter ans Herz legen, der von vielen Lesern bereits als hilfreich wahrgenommen wurde.

Gelesenes

Zwischen diesem Blogpost und dem letzten habe ich 17 Bücher gelesen, die ich nur ungern alle hier verlinken würde. Allerdings habe ich das Kindle-Programm für den PC entdeckt und lese seit Neuestem kostenlose E-Books auf meinem PC, derzeit Kafkas „Der Prozess“. Ein Buch genau nach meinem Geschmack, denn ich liebe solche absurden Handlungsverläufe – auch wenn es anfangs etwas schwer war, hineinzukommen.

Aber ich glaube, auch berühmte Autoren müssen sich erstmal „warmschreiben“, weshalb man die ersten paar Seiten nie als Maßstab nehmen sollte, gerade bei älteren Büchern.

Und was gibt es bei euch Neues? Habt ihr geschrieben? Gezeichnet? Gebastelt? Oder ist euch etwas Spannendes passiert?

LG,

Evanesca Feuerblut

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2 Gedanken zu “Der Monitor ist geduldig…

  1. Hossa, das nenne ich fleißig!
    Nein, engagiert!
    Nein, mit FEUERBLUT bei der Herzenssache! :)
    Am besten ja kommt ja im letzten Drittel deines Berichts „dann ist mir mal wieder ein kompletter Roman eingefallen“. War das vor, nach oder während einer kleinen Tea Time? ;) Ich bin beeindruckt und fühl mich nun auch gleich wieder mit buchstabenturbomotiviert ….
    – neue Blogposts vorzuschreiben
    – Rezensionen für den Lieblingsbuchladen zu verfassen
    – Perlenwebender Weise Armbänder mit lustigen Mustern und
    – kleine „Perlentiere“ für Weihnachten herzustellen.
    -Achja und das mit dem Häkeln steht ja auch noch auf meiner „wollte ich mal richtig können, bevor ich 40 bin“-Liste (nicht, dass es wirklich eine gäbe ;))

    Von deiner Gesamtausgabe der Shakespeare-Werke bin ich außerdem beeindruckt. Auf Englisch auch? Zu Kafka habe ich auch mal ein Seminar besucht. Bei einem super Prof. „Wenn hier nur einmal jemand anfängt, über Felice Bauer zu schwadronieren, verlasse ich sofort den Raum“ ;) Wobei ich ugeben muss, dass ich danach noch (unter viel Schmachtseufzen und Wortbewunderung) „Briefe an Felice“ gelesen habe. Mein Kafka-Fave (und eher Kafka untypisch) ist das Romanfragment „Amerika/Der Verschollene“.

    Sieht so aus, als ob es mir ähnlich geht wie dir (in der angekündigten Pause am meisten tippen): Habe mal kurz ein Kommentarroman hier gelassen ;)

    Wortwandernde Grüße
    das a&o

    PS: Darf ich fragen, was du studierst?

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    1. Wow… das nenne ich einen fleißigen Kommentar :D.

      Das ist nicht das Problem, ich biete auf meinem Blog schon länger verschiedenste Folge-Möglichkeiten an. Nur G+ hatte ich bis anhin eben noch nicht, und ohne eigenes Profil ging das Installieren des G+-Follow-Gadgets nicht…

      Ne, das war eigentlich kurz vor dem Schlafengehen. Die Idee hat mich nicht schlafen lassen, ehe ich sie nicht aufgeschrieben habe. Also musste ich dies wohl oder übel tun, sonst hätte es mich nicht mehr losgelassen *g*.

      Wenn ich dadurch motivieren kann, ist das schon toll :D.
      Jep, die Shakespeare-Ausgabe ist auf Englisch. Ich habe sie für wenig Geld zufällig an der Uni erstanden und bin begeistert. Das Buch ist schon älter, aber das Papier ist von hervorragender Qualität und man sieht dem Buch nicht an, dass sein Druck älter ist als meine Eltern. Ich bin jüber diesen Schatz richtig glücklich.

      Kafka lese ich nicht für die Uni – den habe ich gestern privat regelrecht verschlungen und werde auf jeden Fall noch weitere Bücher von ihm lesen. „Der Verschollene“ ist hoffentlich auch im Amazon-Kindle-Shop verfügbar, da schaue ich mal am Sonntag danach – für Empfehlungen bin ich nämlich immer dankbar.

      Ich studiere Englisch und Französisch auf Lehramt :). Also eigentlich nichts, was mit dem Schreiben zu tun hat – aber ich schreibe so leidenschaftlich gern…

      LG,
      Evanesca

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