Ich gebe zu, die Inspiration erhielt ich auf Twitter, wo es hieß (aus dem Kopf zitiert und darum mehr oder weniger akkurat): Warum To-Do-Listen das kreative Schreiben hemmen. Dazu ein Amazon-Link zu einem Schreibratgeber.
Auf den ersten Blick musste ich zustimmen, denn genau so habe ich den ersten Entwurf von MV geschrieben:
1. Ich machte mir eine Liste mit Name der Hauptfigur, Datum, Ort und Ereignis
2. Ich arbeitete sie sklavisch ab, samt Häkchen nach jeder geschriebenen Szene
Dadurch wurde das Buch zwar recht flott fertig, aber es war nicht sehr lebendig. Die Listenszenen wurden ohne großes Ausschmückungen niedergeschrieben und gut wars. Nett, um ein Buch fertig zu bekommen – unbrauchbar, sobald man begreift, dass dieser Erstentwurf nachträglich mühevoll mit Leben gefüllt werden muss. Die Zeit, die ich also beim Schreiben eingespart habe, kommt heimtückisch von hinten und zeigt mir die Zunge.
Diese Art, mit Listen zu schreiben, ist also tatsächlich recht unbrauchbar.
Aber gilt das für jede Art von To-Do-Liste?
Nee. Ich wäre wohl nicht ich, wenn mich die Aussage nicht so lange umtreiben würde, bis mir eine Ausnahme oder ein Widerwort einfällt.
Tatsächlich arbeite ich immer noch mit Listen, aber völlig anders als früher.
Beispiel Nummer 1: Meine Magier
Jeder Schreiber plottet vor – oder zumindest die Meisten. Ich habe bei meinen Magiern das grobe Vorgeplotte für den ganzen Romanzyklus auf zwei A5-Seiten. Es handelt sich um eine mit vielen Lücken versehene, mehr oder weniger chronologische Reihenfolge von geplanten Ereignissen. Wann immer mir irgendein Ereignis für dazwischen einfällt, notiere ich das irgendwo zwischen den Zeilen, um es nicht zu vergessen. (Wobei ich die Liste schon einige Male verlegt habe, was notieren wollte und feststellen musste, dass es schon draufsteht…).
Und dann habe ich eine zweite Liste – die ist etwas kleinschrittiger. Dort notiere ich, wohin die nächsten fünf bis sechs Szenen führen sollen. Statt aber sklavisch abzuhaken, betrachte ich die Punkte als Hürden beim Slalom: ich muss irgendwie dort hinkommen, aber der Weg ist flexibel. Und dann staune ich oft genug über die Zwischentöne, die mir spontan einfallen.
Beispiel Nummer 2: Das G-Projekt
Wie ihr wisst, schreibe ich diesen Roman auf etwas schräge Art und Weise – ich schreibe nicht chronologisch, sondern nach Lust und Laune mal die eine, mal die andere Szene. Um da nicht durcheinander zu kommen, brauche ich einen Überblick.
Ergo: Ich schrieb mir eine To-Write-Liste. Sie enthält quasi das Minimum an Szenen, die ich zwingend schreiben muss – und die arbeite ich auch ab, wann immer mir genau zu einer davon was einfällt. Aber da die Liste mir nur das Nötigste vorgibt, kann ich im Prinzip auch gerne zusätzliche Szenen schreiben oder spontan Dokumente dazuerfinden, die mir wichtig erscheinen. Außerdem ergeben sich aus spontanen Zusatzszenen sehr oft neue Pflichtszenen…
Fazit
Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Falsch verwendet, kann sogar die empfehlenswerteste und tollste Kreativitätstechnik in einer Katastrophe münden.
Auf der anderen Seite jedoch kann aus so ziemlich allem eine ergiebige Kreativitätstechnik entstehen – man muss nur… surprise… kreativ sein.
Kanns sein das dieser Text schonmal hier war, aber wieder gelöscht wurde? ^^
Ich arbeite ebenfalls am liebsten „chaotisch“, sprich wie bei Beispiel 2.
Mein Problem bei To-Do-Listen ist, dass mir dann komplett die Lust auf die Story vergeht.
Wenn ich es aber offen halte, dann ist meine Fantasie kaum bis Nicht eingeschränkt!
lg
LikeLike
Jep, ich hadere noch mit der WordPress-App und habe gefühlte 30 mal den unvollständigen Text gepostet…
Das mit der vergehenden Lust kenne ich von MV, irgendwann hatte ich einfach keine Lust auf die Story
LikeLike
Habs mir noch gedacht, weil mir der Artikel dauernd angezeigt worden ist,
aber beim Aurufen wurd ich immer vertröstet *g*
LikeLike
Da ich fast nie chronologisch schreibe, egal ob Geschichten, Sachtext oder auch nur eine längere Mail, arbeite ich bei jedem größeren Text fast zwingend mit Stichworten und Listen, sonst vergesse ich die Hälfte. Aber da geht es eben um meine Art der Basis-Organisation, nicht um Effizienz. Die Vorstellung, strikt nach Liste zu schreiben, um möglichst rasch voranzukommen, finde ich dagegen eher eigenartig…
LG, Julia
LikeLike
Bei mir geht es auch eher darum, dass ich nichts vergesse, was eigentlich wichtig wäre. Als ich die erste Fassung von MV schrieb, hatte ich auch eher den Hintergrund, nichts zu vergessen – vor allem da man bedenken muss, dass ich ja sehr viele Romanprojekte gleichzeitig laufen habe und manchmal für das eine alle anderen vernachlässige. So habe ich ein Buch schon mal ein Jahr völlig liegengelassen. Ohne eine Liste geplanter Ereignisse wüsste ich nicht mehr wirklich, was da noch kommt und wo es hinführt – wobei ich dazu tendiere, das Ende recht früh zu schreiben und beiseite zu legen.
LikeLike