Wie ihr vielleicht wisst, gibt es in Russland und der Ukraine andere Orakel und Wahrsagebräuche, als man sie aus Deutschland oder den USA kennt. Besonders beliebt ist eine Methode mit Buch, Faden und Schere. Eine Anleitung dazu hatte ich vor vielen Jahren mal gepostet:
Achtet darauf, dass im Raum ein Fenster offen ist. Es muss dunkel sein, nur eine Kerze (am Besten eine weiße Kerze) darf brennen.
Man nimmt ein Buch und hängt es ungefähr mittig an einem Faden auf und macht einen Knoten. Das Buch hängt man in eine geöffnete Schere mit großen Ohren (aber nicht so, wie man schneidet, sondern von der anderen Seite) und die zwei Personen, die das Orakel durchführen wollen, stützen je ein Ohr der Schere von unten mit dem Finger.
Anschließend beschwört man den Obersten Geist.
„Oberster Geist, ich rufe dich! Oberster Geist, bist du hier, so soll das Buch sich drehen.“
Sobald sich das Buch gedreht hat, ist es ein Zeichen, dass der Geist da ist.
„Oberster Geist, ich rufe (Name dessen, den man rufen will)“. Ist die Person da, muss das Buch sich drehen.
Jetzt können Fragen gestellt werden, die Fragestellung ist dabei variabel, es ist möglich zu sagen: „In welchem Monat werde ich heiraten“ (als Beispiel) „Ist es Januar, so soll das Buch sich drehen.“ usw.
Vergesst nicht, alle gerufenen Geister in umgekehrter Reihenfolge wieder zu entlassen (und zwar durch das offene Fenster!)
Ich rate allerdings stark ab, damit herumzuspielen. Unabhängig davon, ob man an Geister glaubt oder so eine Geisterbeschwörung „rein aus Spaß“ durchführen will. Denn es sind schon Leute verrückt geworden – ob ihnen wirklich ein Geist auf den Versen ist oder sie sich so sehr reingesteigert haben, dass sie Wahnvorstellungen von Geistern hatten, ist da eher zweitrangig.
Wieso ich das Ganze erzähle?
Es ist mittlerweile einige Jahre her – so genau kann ich leider gar nicht mehr sagen, wie viele – als ich mit meiner damaligen besten Freundin eine Okkultismus-Party feiern wollte. Leider war diese Party nicht sehr besucht, obwohl wir uns eine Riesenmühe mit Dekoration, Programm und Essen gemacht haben.
Wer kam, ging auch noch recht früh.
Wir konnten also fast nichts von unserem Programm durchziehen, uns war langweilig und… ich kam auf die blendende Idee, doch das oben beschriebene Orakel auszuprobieren.
Nun war im Nachhinein betrachtet unser Experiment von Anfang an zum Scheitern verurteilt – statt eines Hardcovers fanden wir nur ein geeignetes Taschenbuch, statt eines Fadens nahmen wir ein Stück Eisendraht und die Schwere entsprach nicht so richtig den Anforderungen.
Also kippten wir das Fenster meiner Freundin an und versuchten uns an der Beschwörung.
Nun müsst ihr wissen, dass ich von Natur aus sehr zittrige Hände habe – und solche Fingerbewegungen natürlich auf die Schere (und somit auf den ganzen Aufbau) übertragen werden, wodurch die Effekte ja zustande kommen sollen.
Und als wir den Geist Goethes befragen wollten… fing somit das Buch an, frenetisch zu wackeln. Und wollte und wollte sich einfach nicht drehen!
In meiner Not rief ich: „Geist Goethes, wenn du hier bist, dann soll das Buch mal aufhören, zu wackeln!“
Woraufhin meine Freundin so stark zu lachen begann, dass das Buch zu Boden knallte, ein Windstoß unsere Kerze auspustete und ich quasi last minute und ganz schnell noch mal alle Geister aus dem Fenster geschickt habe…
Wir waren zwei wirklich aufgeweckte Teenager.
Und wieso erzähle ich diese Geschichte ausgerechnet jetzt?
Die Weltenschmiede führt eine Blogtour durch – und dieser Beitrag fährt mit!
Aber auch die anderen Blogtour-Teilnehmer haben tolle Beiträge rund um Geister vorbereitet:
21.10.2013: Justine Wynne Gacy – Die Frau im Spiegel
22.10.2013: Dieser Beitrag hier
23.10.2013: Surprise
24.10.2013 Die Waldschrätin
25.10.2013: Julias Buchblog
26.10.2013: Mareike
27.10.2013: Das A und O
28.10.2013: Die Tintenelfe
29.10.2013: Die Waldschrätin
30.10.2013: Surprise
31.10.2013: Die Weltenschmiede
Ich hoffe, ihr hattet viel Vergüngen beim Lesen meiner kleinen „Geistererfahrung“ und viel Freude beim Lesen der Beiträge der anderen Blogtour-Teilnehmer.
Den Geist Goethes muss man dann wohl doch lieber zu ner Party a la Auerbachs Keller einladen. Ohne Schere ;)
Schöne Geschichte!
Hui, und ich sollte dann mal noch meinen Beitrag für Sonntag fertig machen ;)
Danke,d ass du mich eingeladen hast (steige auch nicht wieder rückwärts durchs fenster aus hihi). das A&O
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Stimmt, aber ich komme einfach nicht darauf, wie alt oder genauer wie jung wir damals waren… ich tipp spontan auf siebte/achte Klasse Gymnasium, ergo waren wir da zwischen 12 und 14 und entsprecht *hust* schlau. Und da ich kaum Promis kannte/kenne, mussten tote Dichter her.
Auf deinen Beitrag freue ich mich auch schon total :D.
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