Rechenschaft – Ein Jahr später – Teil 3

Und es geht weiter. Ich warte im Moment auf die Rückmeldung zu drei Ausschreibungen. Bei der dritten bin ich ganz ruhig – das Buch erscheint vor der Leipziger Buchmesse und jeder Autor durfte bis zu zehn Gedichten einreichen, das kann ewig dauern und darum erwarte ich auch nicht wirklich, in den nächsten Tagen bescheid zu bekommen. Anders sieht es bei zwei anderen Ausschreibungen aus, bei denen die Verlage mittlerweile jeweils einen guten Monat über die Frist drüber sind, die auf ihren Webseiten als Benachrichtungsfristen angegeben sind.

Als wäre das nicht genug, fordert mich gerade ein Dauerwettbewerb enorm heraus, mich in Genres auszuprobieren, mit denen ich eigentlich nichts am Hut habe. Bisher dabei herausgekommen ist ein Romankapitel, das ich direkt für das G-Projekt (oder dessen Fortsetzung) verwerten kann, eine Katzengeschichte und eine Werwolfstory. Letztere hätte sogar Potential, bei dem einen oder anderen Wettbewerb eingereicht zu werden – das muss ich mir anschauen, sobald sich der Stress gelegt hat.

Von dem, was bei mir momentan an der Uni läuft, möchte ich gar nicht erst anfangen. Wer mir auf Twitter folgt, wird bemerkt haben, dass ich zielstrebig auf meinen Bachelor zulaufe und das verlangt mir Einiges ab. Nicht zuletzt, dieses Semester unfallfrei zu überstehen. Dass „da draußen“ Fußball-WM ist, bekomme ich dieses Jahr aus diesem Grunde leider nur ganz beiläufig und sehr am Rande mit. Hauptsächlich, weil bei jedem Deutschlandspiel irgendwo bei uns in der Nähe ein Feuerwerk abgebrannt wird.

Und wenn das Chaos, das mich im Moment umgibt, mir Raum gibt, arbeite ich im Moment verstärkt an…

MV

Ich habe ein wenig an der Persönlichkeit der für den Roman namensgebenden „V“ gearbeitet. Das Mädchen ist mir im Moment ein wenig zu uneindeutig – zu Beginn des Romans ist sie das Klischee-Unschuldslamm mit Opferkomplex, irgendwo in der Mitte beweist sie den IQ eines Toastbrotes (ein Vollkornbrötchen ist intelligenter) und gegen Ende mutiert sie zur fiesen, sarkastischen und rassistischen Ewiggestrigen. Die Wandlung an sich finde ich nicht mal so unglaubwürdig, Menschen können sich unter gewissen Umständen innerhalb kürzester Zeit sehr stark verändern und die Umstände für V waren mehr als extrem.
Ich habe jedoch daran gearbeitet, die Schnittkanten ein wenig zu gltäten und die Grenzen verlaufen zu lassen. Und sie als Figur sowohl glaubhafter als auch wichtiger zu machen – für eine namensgebende Figur hat sie entschieden zu wenige Auftritte.

Wenn ich mir ansehe, welche Fortschritte ich noch geloggt habe, scheine ich mich überwiegend auf Quantitatives festgelegt zu haben:

Kapitel 20 überarbeitet. Aktuelle Seitenzahl: 194 Normseiten, also drei Normseiten mehr als vor der Überarbeitung!
Kapitel 21 überarbeitet. Aktuelle Seitenzahl: 197 Normseiten, also drei Normseiten mehr als vor der Überarbeitung von Kapitel 21!
Kapitel 22 überarbeitet. Keine Ahnung, wie viele Seiten Mehrwert das gab.
Kapitel 23 überarbeitet. Siehe oben.
Kapitel 49 geschrieben, das es bis dahin nicht gab
Zwischenkapitel 23B geschrieben. Neue Seitenzahl: 201
Kapitel 24 überarbeitet. Die Seitenzahl ist immer noch 201, weil ich ganze Absätze voller Schwachsinn rausgelöscht habe
Kapitel 25 überarbeitet. Mittlerweile bin ich auf Seite 203, auch hier, weil ich zwar viel hinzugefügt, aber auch viel gelöscht habe.
Kapitel 26 überarbeitet. Die Seitenzahl hat sich auf 204 erhöht – ich habe das Kapitel teilweise ergänzt und teilweise einfach nur Absätze neu formatiert.
Kapitel 27 überarbeitet. Die Seitenzahl hat sich auf 206 erhöht, obwohl ich ziemlich große Szenenblöcke löschen musste.
Kapitel 28 überarbeitet. Es sind immer noch 206 Seiten. Das Kapitel hat zwar ca. 100 Wörter mehr als vorher, aber ich habe einen ganzen fetten Batzen wegen Nonsensigkeit gelöscht.

Dabei ist nicht nur quantitativ viel passiert. In Kapitel 20 habe ich beispielsweise die Umgebung meines Protagonisten endlich ein wenig lebendig gemacht und die Einführung einer extrem wichtigen neuen Figur geschieht nicht mehr auf diese billige „ich mach mal einen auf geheimnisvoll und verrate dann nichts“-Art und Weise, die ich mit 17/18 vermutlich sehr originell fand. Die ganze Szene wirkt lebendiger und lockerer, die Teenager wirken wie Teenager und nicht wie Aufziehpuppen.
Für Kapitel 21 habe ich grundlegend einige Prinzipien überarbeitet, die in der Urfassung einfach keinen Sinn ergaben und ein paar Nebenfiguren in den Text reingefüttert. Es passiert viel mehr und die Szene wirkt nicht mehr so sehr wie eine Überbrückungsszene zwischen Kapitel 20 und 22, sie hat eine eigene Daseinsberechtigung über einen bloßen Lückenfüller hinaus.
In Kapitel 22 hatte ich etliche Sachfehler drin, die meiner jugendlichen Unwissenheit geschuldet waren und die natürlich rausmussten. Außerdem hat die Protagonistin dieser Szene glaubhaftere und sinnvollere Motive erhalten.Kapitel 23 liest sich hoffentlich nicht mehr wie ein riesiger, mit ein wenig Text verbrämter Infodump.
Was ich provisorisch bis zur nächsten Überarbeitung 23B genannt habe (und später mal das neue 24 wird…), füllt eine wichtige Plotlücke – hebt sich allerdings recht auffällig sprachlich ab. Man merkt dem Kapitel an, dass es im März 2014 entstanden ist, nicht irgendwann im Januar 2009 oder so. Ich hoffe, dass sich das im Laufe der Überarbeitungen ausgleicht.
Gelöscht habe ich im 24sten Kapitel nicht aus Spaß an der Freude, sondern weil ich erstens eine Figur komplett rausgenommen habe und ihre Dialogzeilen umverteilen musste, zweitens hatte ich einige Logikfehler und seltsame Brüche im Text. Die sind mittlerweile geglättet.
Kapitel 25 war hart. Richtig hart. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich als Jugendliche mich nicht getraut habe, brutale Gewaltszenen richtig auszuschreiben, sodass am Ende nichts Halbes und nichts Ganzes herauskam. Und ich hatte einen Hang zum Infodump. Beides habe ich inzwischen weitestgehend überwunden, aber es ist leichter, sowas direkt beim Schreiben eines Textes zu vermeiden als es auszubügeln, wenn es sich mal reingeschlichen hat.
Bei Kapitel 26 habe ich überwiegend die Dialoge lebendiger gestaltet.
Bei Kapitel 27 habe ich einerseits viel gelöscht, andererseits ganze recht lange Textpassagen neu geschrieben und eingefügt. Mein Protagonist bekommt endlich die Strafe dafür, dass er sich wie ein Idiot verhält – und ich freue mich darüber. Leider musste andererseits eine Szene raus, die ich wirklich, wirklich gemocht habe…
Kapitel 28 ist leider immer noch weitestgehend ein Lückenfüllerkapitel, aber ich hoffe, dass ich das im Laufe der Zeit hinkriege. Ich musste einen Großteil der Handlung wegen Unsinnigkeit rauswerfen und habe mit Gefühlen und Wahrnehmungen kompensiert. Da muss ich mir noch was einfallen lassen :).

Mitten im Bearbeiten von Kapitel 29 habe ich außerdem angefangen, Kapitelexposés zu schreiben. Das hat folgenden Grund:

Ich habe aus jugendlichem Leichtsinn einen Logikfehler eingebaut und wusste nicht, wie ich dem beikommen sollte. Schließlich kam ich zu dem folgenschweren Ergebnis, dass jede Änderung an dieser Stelle den Verlauf des ganzen Romans verändern muss. Egal wie ich mich entscheide.
Schweren Herzens habe ich mich am Ende für die Abzweifung entschieden, die mir am Logischsten zu sein schien und hoffentlich auch nur minimal invasiv in Bezug auf die restliche Romanhandlung.
Nun wäre es aber nicht unintelligent, diese wichtige Plotänderung irgendwo festhalten zu können, um anzumerken, wo ich etwas geändert habe und was. Diese Notwendigkeit hat sich auch aus vorigen Änderungen bereits ergeben (ich habe meine Protagonisten beispielsweise zwei Jahre älter gemacht und ein Ereignis völlig aus dem Leben meines „Hauptprotas“ rausgelöscht – aber erst mittendrin in irgendeinem Kapitel, während es in dem Kapitel, in dem es auftaucht, noch drin ist), aber es waren bisher Kleinigkeiten.
Nun habe ich jedoch tatsächlich etwas verändert, was sich auf so gut wie alle folgenden Kapitel auswirken wird und wesentlich mehr Dynamik in die Handlung bringt. Und in diesem Zusammenhang ist es wichtig, bei jedem einzelnen Kapitel kurz notieren zu können, worauf ich achten muss.

Und darum erstelle ich jetzt Kapitelexposés. Und stelle fest, dass ich im Manuskript gar nicht drinstehen habe, welche Nummer ein Kapitel hat und wo es spielt. Also trage ich ganz nebenbei wichtige Metainformationen ein…

Wieso eigentlich die plötzliche Eile?

Ich möchte „MV“ so bald wie möglich zur Verlagsreife bringen.

Dazu gehört:

  1. die erste Fassung des Manuskripts nach den Anmerkungen von Betalesern und nach eigenem Ermessen komplett durchzuarbeiten (28/48 beendet)
  2. Zwischenkapitel dort einzufügen, wo ich relevante Handlung wieso auch immer einfach weggelassen habe (1 / ??? )
  3. ein neues Ende zu verfassen (erledigt) und den Epilog zu überarbeiten (oder ihn völlig rauslöschen, je nachdem was mir angemessener erscheint)
  4. meine Betaleser zum zweiten Mal an den Text lassen
  5. und dann hoffentlich nur noch die sprachlichen Mängel berichtigen müssen
  6. ein aussagekräftiges Exposé verfassen

Das ist nichts Neues, nur habe ich mir die Frist gesetzt, dass ich zumindest den ersten Punkt (und damit einhergehend auch den zweiten und dritten) spätestens bis Ende Dezember 2014 erledigt haben möchte. Somit habe ich ein „wenig“ Zeitdruck und kann bzw. sollte mich eigentlich keinen anderen Projekten widmen.

Dass ich das nicht durchziehen kann, dürfte treuen Lesern dieses Blogs klar sein, aber ich gebe mir die größte Mühe – und im Moment tut sich in Bezug auf qualitative Textproduktion tatsächlich fast nur bei MV etwas. Versprochen.

Habt ihr Deadlines für eure Projekte? Und habt ihr sie euch selbst gesetzt oder wurden sie euch von außen gegeben? Macht ihr beim Camp NaNoWriMo mit?

 

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11 Gedanken zu “Rechenschaft – Ein Jahr später – Teil 3

  1. Habe in der Überschrift zuerst “Recherchenschaft” gelesen. Passt ja auch irgendwie ;)
    Schließe mich Tintenelfe an: Wirklich sehr beeindruckend. Und bei dir bleiben es nicht immer nur Pläne, sondern du füllst sie auch komplett aus. Ich feure dich an! :)
    Buchstabenbunte Grüße
    das A&O

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    1. Recherche muss ich auch betreiben, manchmal bin ich sogar so in „Recherchen-Haft“, dass ich gar nicht dazu komme, auch wirklich zu schreiben ^^ :D.
      Danke fürs Anfeuern!
      Wenn man nicht für seine Träume kämpft, bleiben sie ewig Schäume. Das wäre schade und kann ich nicht zulassen ^^.

      LG,
      Evanesca

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  2. Wow, das klingt aber mega produktiv! Finde ich toll, wie viel du da beachtest! Und auf Twitter folge ich dir auch mal :)
    Deadline habe ich keine bei meinem Romanprojekt, mir gehts da erstmal nur um’s Beenden an sich. Habe auch schon zuviele Deadlines im Studium XD
    Und beim Camp würde ich gerne mitmachen, traue mir das aber neben 3 Hausarbeiten noch nicht zu… ;__;

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    1. Ich bin mir sicher, dass es immer eine Steigerung gibt, was Produktivität angeht :).
      Beenden an sich ist erstmal sowieso das Wichtigste. Wenn nichts fertig ist, kannst du nichts verlagsfertig machen. In welchem Genre schreibst du?
      Ne, neben mehreren Hausarbeiten würde ich auch davon abraten, die sind zeitintensiv genug! Viel Erfolg beim Schreiben!

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  3. Wann schläfst du dann? Zwischen 2 und 3 Uhr morgens?
    Ich erkläre “du hast den IQ eines Toastbrots” zur Beleidigung des Jahres und werde sie gnadenlos meinen Charakteren an den imaginären Kopf werfen, wenn sie sich wieder mal dämlich anstellen.
    Ich halte mich an keine selbst gesetzten Deadlines (Selbstdisziplin? Nie gehört…), dafür aber immer an fremdbestimmte. Meistens geht es sich erst ein paar Stunden/Minuten vor Abgabetermin aus, aber es geht sich immer aus. Wenn ich lernen könnte, meine eigenen Deadlines so ernst zu nehmen, hätte ich schon wesentlich mehr Romane fertig ;-)
    Deshalb funktioniert der NaNo auch so gut bei mir – die Angst vor der öffentlichen Schande treibt mich an, und ich sag auch allen Freunden, dass ich teilnehme, damit sie mich fertigmachen, falls ich es nicht schaffen sollte.
    Viel Glück für Deinen Zeitplan! Und wenn du weißt, wie man ohne Schlaf überlebt, dann sag mir das ;-)

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    1. Zwischen 01:00 und 8:30, wenn ich keine Uni um 10 habe. Dann bis 7:45. Oft schiebt sich aber die erste Zahl weiter nach hinten.
      Bei mir klappen selbst bestimmte Sachen oft besser – beim NaNo war die Deadline von außen zusätzlicher Ansporn, aber nicht der Hauptgrund. Ich musste immer überlegen, an welchen Tagen ich wohl kein Wort niederschreiben kann und bis wann ich das aufgeholt haben will ^^…
      Danke – Glück werde ich brauchen :).

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    1. Um ehrlich zu sein erledige ich sehr Vieles um Uhrzeiten, um die sonst alle Menschen schlafen.
      Wenn ich sehr viel für die Uni tun muss, schreibe ich erst ab 23 Uhr für mich oder mache sonstwas Kreatives. Davor wird gearbeitet.
      Und Kleinigkeiten quetsche ich irgendwie in lange Busfahrten und andere Lücken.
      Ich fühle mich gar nicht sooo produktiv, um ehrlich zu sein…

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