Wie man Feedback erhält – und wie nicht

Wie Einige von euch wissen, bin ich in etlichen Schreibforen unterwegs und das L&L’s selbst ist ein verkapptes Schreibforum (auch wenn so manche böse Zungen behaupten, man würde es dem Forum nicht ansehen…). Nun dienen Schreibforen, zumindest in Bezug auf Textarbeit (Diskussionen übers Schreiben allgemein, die auch sehr bereichernd sein können, lasse ich in diesem Blogpost außen vor) zwei Zwecken: Lesen und gelesen werden.
Wie aber gestaltet man den eigenen Text so, dass man auch wirklich viel hilfreiches Feedback erhält? Schließlich sind Texte in Schreibforen nicht nur dafür da, von anderen konsumiert zu werden – andere haben mindestens genauso viel Arbeit beim Kritisieren eines Textes wie die Schreiber beim Verfassen!

In der Kürze liegt die Würze

Meine Erfahrungen haben mir gezeigt, dass kürzere Texte im Internet viel öfter kommentiert werden als längere. Meine persönliche Höchstgrenze für Texte, die ich mit meiner Korrekturmethode (die doch recht ausführlich ist) an einem Abend durcharbeiten kann ohne danach umzukippen, sind ca. 1.000-1.500 Wörter, wobei die Zahl der durcharbeitbaren Wörter mit der Zahl von lesbarkeitsverringernden Rechtschreib- und Grammatikfehlern exponentiell abzunehmen scheint.
Mehr kann ich gar nicht korrigieren, ohne dass es in mehrtägige Kleinstarbeit ausarbeitet und mehr will ich darum in der Regel auch nicht korrigieren.

Da ich selbst so ungern eine riesige Textwand vor mir sehe, stelle ich meine Texte im Gegenzug auch immer nur in kleinen Häppchen meinen Lesern zur Verfügung. Denn ebenso wie mich Textwände müde und unmotiviert machen, geht es vielen anderen Menschen auch – eine Textwand klicken sie oftmals einfach ungelesen wieder weg.

Dies hat nichts mit mangelndem Respekt, Faulheit oder anderen Lastern zu tun – sondern ist der simplen Tatsache geschuldet, dass Bildschirmlesen die Augen schneller ermüdet als z.B. das Lesen eines Buches. Wenn aber nicht nur bloßes Lesen, sondern auch noch ausführliche und fundiert begründete Textarbeit gefragt ist, ermüden die Augen noch schneller.
Kurze Texte schonen also den geschulten Blick des (Hobby-)Lektors und sorgen für bessere Textkritik. Davon profitieren beide Seiten.

Weniger ist oftmals mehr

Egal ob Jungautoren ihre Manuskripte in Schreibforen streuen oder per Mail verschicken – am Besten kommt beim Kritiker immer die minimalistischste Formatierung an:
Ihr habt einen anständigen Zeilenabstand, Blocktext, einige wenige kursive/fette Markierungen und sonst keine weiteren Formatierungen im Text? Perfekt, das kann per Mail versendet werden.
Ihr habt ein Posting vorbereitet, bei dem ihr bis auf wenige Signale (fette Überschrift, eventuell einige wenige kursive Markierungen, eventuell ein Spoiler am Anfang oder am Ende mit der Bitte, besonders auf einen bestimmten Textaspekt zu schauen) gar nicht formatiert habt? Perfekt. Das könnt ihr so posten.

Umgekehrt gibt es Dinge, die ihr beim Posten oder Mailen vermeiden solltet:

Textpassagen länger als vier-fünf Zeilen in fett oder kursiv – fett ist ein Aufmerksamkeitssignal und sollte sparsam eingesetzt werden, zu viel Kursivschrift verschwimmt vor den Augen
Größere Schrift – Egal ob per Forencode im Schreibforum eures Vertrauens oder im Textdokument, eine größere Schrift ist auf kleinen Bildschirmen (Handy, Netbook, altmodischer Monitor) schwer lesbar und der Text wirkt länger, als er ist. Längere Texte tun was? Ja genau, sie schrecken potentielle Kritiker ab, das sagte ich bereits.
Smilies und lustige Bildchen – gerade bei sehr jungen Schreibern habe ich schon gesehen, dass sie ihre wörtliche Rede mit Smilies garnieren oder Gifs mitten im Text einfügen. Bitte nicht. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Leser über 12 wegklicken.
Schräge Schriften – Manche halten es für witzig, ganze Texte mit solchem Schriftbild zu verfassen: ℓιєвє тяäυмє ℓєι∂єηѕcнαƒт – schon mehr als drei Worte so zu lesen, ist anstrengend. Ganze Gedichte oder gar Geschichten in dieser Schrift zu verfassen und sie einem Leser zuzumuten, ist vielleicht unter sehr jungen Menschen beliebt. Spätestens wenn man jedoch seriöse Textkritik will, sollte man damit aufhören.

Das sind zumindest die NoGos, die mir einfallen. Vermutlich habe ich aber noch etliche vergessen.

Es ist noch kein Duden vom Himmel gefallen

Wir alle mussten die Rechtschreibung mühevoll in der Grundschule erlernen – und einige haben es sich nie gemerkt oder haben aufgrund einer Leserechtschreibschwäche keine Chance, korrekt zu schreiben.
Wer jedoch seine Texte einem Betaleser gibt, sollte sich zumindest bemühen, alle Korrekturmöglichkeiten auszuschöpfen. Wenigstens die Rechtschreibprüfung bei Microsoft Word, OpenOffice oder ähnlichen Programmen sollte man einmal drüberlaufen und die gröbsten Sachen ausmerzen lassen.
Aus eigener Erfahrung: Wenn man die Wörterbücher der Schreibprogramme mit selbsterfundenen Wörtern füttert und sie nicht überkonfiguriert, kann man damit gut fahren. Wenn man sie bereits überkonfiguriert hat, kann man sie in der Regel zurücksetzen.

Setzen wir uns mal ab

Jeder kennt sie – Geschichten, die nur aus einem Absatz bestehen. Egal ob sie 100 Wörter lang sind (wo das zwar noch geht, aber mal ehrlich, wenn ihr die Pointe in einen Extraabsatz packt, wird euer Drabble spannender) oder 10.000.
Schon beim analogen Lesen sind Absätze sehr wichtig – das habe ich erst vor Kurzem bemerkt, als ich einen Absatz suchte, um das Buch für eine Weile zur Seite zu legen und keinen finden konnte. Absätze sind wie Ankerpunkte für Auge und Gehirn, man macht dort kurz eine Pause und kann dann leicht wieder einsteigen.
Mehr noch – Absätze machen eine Geschichte übersichtlich, helfen überflüssige Verben der wörtlichen Rede einzusparen und können durch klugen Satz Spannung aufbauen.
Natürlich erwartet niemand, dass schon Schreibanfänger es perfekt beherrschen – aber es wäre bereits nett, wenn bei Sprecherwechsel einer folgt.

Faustregel: Eine ungegliederte Textwand wird sich schwertun, einen Leser zu finden. Besonders wenn die Textwand sehr, sehr lang ist.

Denn sie wissen, was sie wollen

Anfangs fand ich diese Regelung doof – aber mittlerweile fühle ich mich sehr wohl damit und möchte sie mit euch teilen: Wenn ihr einen Text auf Betaleser loslasst, schreibt doch dazu, welche Art von Kritik ihr wollt!
Seid ihr euch noch völlig unsicher, dann schreibt das – und die Leser werden wissen, dass es keinen Sinn macht, die Schönheit einzelner Phrasen zurechtzustutzen, wenn das grobe Grundgerüst noch nicht sitzt.
Dürft ihr für eine Ausschreibung eine bestimmte Länge nicht über- oder unterschreiten? Schreibt das dazu, dann werden die Leser euch tendentiell seltener empfehlen, Beschreibungen einzufügen oder Ähnliches.
Findet ihr den Inhalt im Großen und Ganzen gut so, wollt aber noch mal jemanden drüberschauen lassen, ob die Formulierungen so in Ordnung und rund sind? Dann sagt das.
Es hilft niemandem, wenn die Betaleser bunt drauflos kritisieren und 90% der Anmerkungen völlig am Ziel vorbeischießen, weil jemand bei der Ultrarohfassung (noch tastaturwarm) unbedingt einzelne Formulierungen verändern will. Wer sagt, dass diese Formulierungen bei der nächsten Überarbeitung überhaupt noch vorhanden sind?

Natürlich ist dieser Artikel in weiten Teilen subjektiv – ich habe aufgezählt, was mich persönlich meist vom Kommentieren abhält und angedeutet, was im Umkehrschluss ein Text haben sollte, damit ich ihn gern kommentiere. Aber ich nehme an, dass es Vielen ähnlich geht, die in Schreibforen unterwegs sind oder Texte betalesen.
Es ist in meinen Augen ein Zeichen von Respekt dem Leser gegenüber, die eigenen Texte so leserfreundlich wie möglich zu gestalten. Von Anfang an. Das kann gelernt werden und ist nicht schwer. Wenn man dazuschreibt, dass man noch sehr jung oder Anfänger ist, bekommt man gute Formatierungstipps von denen, die länger dabei sind. Man darf nur keine Scheu haben, zu fragen!

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12 Gedanken zu “Wie man Feedback erhält – und wie nicht

  1. Du sprichst da im Prinzip genau die Punkte an, an denen ich auch immer so viele potentielle Hobbyautoren scheitern sehe … was jetzt noch fehlen würde, wäre ein Artikel, wie man Feedback am besten annimmt und wie man angemessen auf Kritik reagiert. Das ist nämlich das nächste, was mich am Korrigieren hindert – wenn es nicht die Formatierung des Textes ist, dann verdirbt mir oft die Reaktion des Autors den Spaß an der Sache…

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    1. Kommt Zeit, kommt Artikel – ich bin in der Hinsicht selbst noch lange nicht perfekt.
      Es ist klar, schlechte/negative Kritik und Verrisse kratzen erstmal am Ego und das tut verdammt weh.
      Wem nicht? Jede Geschichte, jedes Gedicht ist irgendwo ein Baby.
      Aber man kann Strategien entwickeln, es nicht so nahe an sich heranzulassen und das Konstruktive herauszufinden.
      Und man muss sich abhärten, fürchte ich. Ein Schreibforum ist kein Ponyhof.

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      1. Wie, kein Ponyhof? Aber was machen die ganzen Schimmel hier? Sind das die Pferde der Ritter in ihrer strahlenden Rüstung, die im Fantasyland dabei sind, holde Jungfrauen zu retten?

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    2. Es gibt nur eine Art, auf Kritik zu reagieren, und es ist die gleiche, wie man Komplimente annimmt: Sag danke. Punkt.
      Alles andere ist fürs stille Kämmerlein, wo sich der Autor lautstark bei der Wand oder dem Bücherregal beklagen kann, dass ihn niemand versteht und alle anderen doof sind ;-)
      Ich überprüfe bei Feedback, ob ich nach 24 h (gibt mir genug Abstand) der gleichen Meinung wie der Kritiker bin – falls ja, wird geändert. Falls nein, bleibt der Text bestehen. Sehr hilfreich finde ich es, wenn ich zu einer Stelle mehrere Betaleser befragen kann. Wenn die Mehrheit ein Problem damit hat, messe ich dem mehr Gewicht bei, als wenn nur einer was zu meckern hat. Geschmäcker sind halt verschieden.

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      1. Eine Nacht drüber schlafen ist immer ein guter Tipp.
        Manchmal möchte ich mich ja geistig gegen die Wand werfen, weil ich die Hinweise kaum offensichtlicher in den Text hätte packen können und die ersten fünf Leser die Hinweise übersehen und meinen Text völlig missdeuten ^^.
        Aber ich warte ab und zwinge mich, höflich und beherrscht zu antworten.

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  2. Oh ja, die Absätze, die braucht man. Wenn ich mal wieder einen Text kritisieren soll, der ohne welche ist, überlege ich doch zweimal, ob ich das mir wirklich antun will.
    Glücklicherweise habe ich bisher keine Leute, die so viel Spaß daran haben, mit irgendwelchen seltsamen Formatierung rumzuspielen, wahrscheinlich sind die Leute, deren Texte ich lese, einfach zu alt dafür.
    Das mit den gezielten Fragestellungen und Aufgaben für die Korrekturleser habe ich mir mittlerweile auch angewöhnt, aber leider klappt das nicht mit allen Korrekturlesern. Ich hab es auch schon erlebt, dass jemand bei einer ersten Version eines Textes, wo ich explizit nach dem Inhalt gefragt habe, die ganze Zeit nur auf irgendwelchen Formulierungen rumgehackt hat. Das war dann nicht so hilfreich.

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    1. Das überlege ich mir mittlerweile auch zwei Mal – und lasse mich fast nur noch für gute Freunde darauf ein.
      Stimmt, Alter spielt da eine große Rolle. Ich habe eine Weile lang als Betaleserin in einem Portal eher für Kinder gearbeitet, wo man Fanfiction hochladen konnte.
      Da habe ich beispielsweise die Smilies und Gifs mitten im Text immer wieder gesehen. Ein Blick aufs Profil – die Mädchen sind zwischen 10 und 14.
      Andererseits sehe ich in vielen Foren tendentiell für Erwachsene, dass die User aus völlig unerfndlichen Gründen die Schrift auf Groß stellen vor dem Posten oder alles fett formatieren. Und da sind auch Leute 40+ darunter.
      Das Problem mit dem falschen Feedback kenne ich gut ^^.

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  3. „andere haben mindestens genauso viel Arbeit beim Kritisieren eines Textes wie die Schreiber beim Verfassen!“ – Das vergessen leider viele Autoren oft und wundern sich dann, wenn man die Kritik möglichst kurz hält. Oder regen sich bei einer ausführlichen Antwort auf, wenn man als Kritiker übers Ziel hinausschießt, weil man nicht wusste, worauf der Autor im Feedback am meisten Wert legt.
    Ich hab 3 Stufen von Kritik im Angebot – „verwandt“, „befreundet“ und „Lektor“. Die letzte Stufe tue ich nur mir selbst an, weil a) sie unglaublich zeitaufwendig ist und b) die wenigsten Autoren mit einem Feedback, wo jedes Wort unter die Lupe genommen wird, umgehen können. Ich bin ja schließlich „nur“ Leser und nicht der Verlag, der das Buch kaufen soll. Deshalb belasse ich es höchstens bei Stufe 2, und selbst da hab ich schon reichlich verschnupfte Antworten bekommen, weil viele Autoren zwar Wert auf eine schöne Formulierung legen, aber vergessen, dass es nichts nützt, die Geschichte in hübsche Ausdrücke zu kleiden, wenn die zugrundeliegende Struktur schwächelt.

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    1. Und wie viele Autoren das vergessen! Und dann z.B. in Schreibforen Threads eröffnen und fragen, warum so wenig konstruktives Feedback kommt (gleichzeitig sich selbst oftmals löschen lassen, sobald das Feedback dann eintrifft…).
      Ich kann einfach nicht anders, wenn ich wirklich korrigiere, dann in vollem Umfang – gerade wenn ein Text anspruchsvoll ist (also auf den ersten Blick z.B. fehlerfrei scheint, aber irgendwas damit nicht stimmt u nd man wühlen muss, um den Fehler zu finden) macht das unglaublich Spaß.
      Aber ich schaue auch schon, wer das auch zu schätzen weiß und wer nicht.
      Recht hast du mit deinem letzten Satz!

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