Büchertag – 10 Bücher, die eine große Rolle in meinem Leben gespielt haben

Ich wurde von Tintenfleck getaggt und nehme diesen Tag freudig auf, denn es ist nicht irgendein Tag – die Aufgabe lautet, zehn Bücher aufzulisten, die eine große Rolle im eigenen Leben gespielt haben. Sie müssen nicht besonders, perfekt, bestsellerisch oder sonst irgendwie für die Welt herausragend sein. Hauptsache, es gibt irgendeine Art persönliche Bindung.

Hier die Bücher in der Reihenfolge, in der sie mir spontan eingefallen sind (also nicht in irgendeiner Art wertend) – und ein paar Worte dazu.

1. „Der Zauberer der Smaragdenstadt“ von Alexander Melentjewitsch Wolkow
Dieses Buch wurde mir so oft vorgelesen, dass ich es irgendwann auswendig konnte und ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich ohne dieses Buch zumindest nicht so frühzeitig meine Liebe zur Fantasy entdeckt hätte.
Darüber schrieb ich auch auf der Weltenschmiede.

2. „Das Bildnis des Dorian Gray“ von Oscar Wilde
Auch das Buch fiel mir ein, weil hier eine persönliche Geschichte dahintersteckt. Als Einzige bekam ich am Ende des achten Schuljahres ein englischsprachiges Buch geschenkt und ich lese es immer wieder gerne. Man könnte fast sagen, dass dieses Buch den Nährboden bereiten sollte für die Bücher, die mich später sehr stark inspirieren sollten.
Auf der Weltenschmiede habe ich auch hierzu eine lange Geschichte.

4. „Interview with the Vampire“ von Anne Rice
Ich gebe der Wahrheit die Ehre und habe zuerst den Film gesehen und danach sofort angefangen, ein Theaterstück über ein Vampirtheater aus dem Boden zu stampfen. So oder so – „Interview“ war das Buch, das mir klar gezeigt hat: Das ist es. Darüber will ich schreiben und damit erfolgreich werden, wenn ich mal groß bin.
Die Bücher von Anne Rice allgemein sind sehr inspirierend, weil sie den Fokus weg vom Kampf „Mensch gegen Fabelwesen“ weglenken und philosophisch-moralische Aspekte ausloten, ohne zu verniedlichen oder in den „wir müssen die Fabelwesen lieb haben“-Modus zu fallen.

5. „Momo“ von Michael Ende
Als Zehnjährige war ich zwei Jahre über dem Alter, ab dem das Buch empfohlen wird. Aber ich glaube, man kann und sollte es in jedem Lebensalter immer wieder lesen. Ein Buch, das eindrucksvoll für das Fantasievolle und Verspielte plädiert. Und dafür, sich für das, was der Seele gut tut die Zeit zu nehmen, die man braucht, statt immer nur zu optimieren und Zeit zu sparen, die man hinterher möglichst „optimal“ mit „optimierter“ Erholung füllt – und wehe, man ist hinterher nicht entspannter und gleichzeitig klüger, erfahrener und was weiß ich nicht alles.
Eine starke Verteidigungsrede für Kreativität und Verspieltheit z um reinen Selbstzweck, heute aktueller denn je.

6. „Sofies Welt“ – Jostein Gaarder
Ein Buch, das ich im Laufe der Jahre mir mindestens drei oder vier mal ausgeliehen habe, um es zu lesen. Ich glaube, das hat mein Interesse für Philosophie erst richtig geweckt, zum ersten Mal las ich es mit zehn, und danach zog sich das Interesse durch mein ganzes Leben. Eine kleine Anekdote am Rande: Als ich vierzehn war, durften wir in einem Fach namens „Methodentrainig“ Kurzvorträge zu beliebigen Themen halten, die uns interessierten. Meine Mitschüler wählten Eminem oder Beyonce – ich hielt ein Referat über die Grundzüge der Philosophiegeschichte. Meine Hauptquelle? „Sofies Welt“.

7. „King Lear“ – William Shakespeare
Hier steckt ausnahmsweise keine große, persönliche Geschichte dahinter. Es war ein Buch, das mich schlicht und ergreifend mit seiner sprachlichen Schönheit und der philosophischen Tiefe begeistern konnte. Ich habe mir sogar eine schwarz-weiße Sowjetverfilmung auf Russisch angeschaut und hatte viel Freude daran.
Wobei, eine kleine Geschichte gäbe es doch: Ich habe das Buch für einen Universitätskurs im ersten Semester gelesen und wir mussten damals in einem Fach über wissenschaftliches Arbeiten „Mock Paper“ schreiben oder zumindest ansatzweise vorbereiten, inklusive Bibliografie etc. Damals stolperte ich unter anderem über eine Wissenschaftlerin, die über Märchenstoffe schrieb und die oftmals dunklen Hintergründe hinter den vermeintlich disneyhaft harmlosen Volksmärchen aufarbeitete.
Das war das erste Mal, dass ich mit dem Thema „die düstere Seite der Märchen“ in Berührung kam, welches mir in letzter Zeit immer häufiger begegnet und mich zunehmend fasziniert.

8. „Wächter der Nacht“ – Sergej Lukianenko
Stellvertretend für die ganze Wächter-Reihe. Nach „Harry Potter“ und den Büchern von Anne Rice ist dies eine der für mich schöpferisch inspirierendsten Reihen, die ich je gelesen habe und sehr gute Urbanfantasy. Ich glaube, zumindest als ich achtzehn war und die damals vierbändige Reihe geschenkt bekam, war es für mich beim Lesen eine Revolution: Zum ersten Mal las ich ein Fantasybuch, das so weit vom klischeehaften „Gut gegen Böse“-Prinzip abwich und permanent die Grautöne betonte. Wo Licht ist, ist auch Schatten. Auch angeblich „böse“ Figuren können dennoch lieben, trauern und aufopferungsvoll handeln. Angeblich gute Figuren können ihre „edlen“ Zwecke mit grausligen Mitteln verfolgen.
Eine Lehre, die nicht nur mein MV-Projekt stark prägte, sondern auch alles andere, was ich seitdem geschrieben habe.

9. „Schuld und Sühne“ – Fjodor Michailowitsch Dostojewski 
Der erste russische Klassiker, den ich gelesen habe. Ich hatte aufgrund der veralteten Sprache es zwar nicht immer leicht mit dem Buch, aber das großartige Gesellschaftsportrait und die fein inszenierte psychologische Krise des Protagonisten war unfassbar eindrucksvoll. Ein Buch, das mich sehr berührt hat, obwohl ich nach dem Lesen wesentlich mehr Fragen hatte als vor dem Lesen. Und das nicht nur, weil mir im Buch Begriffe begegnet sind, die im Russischen seit teilweise zweihundert Jahren einfach nicht mehr verwendet werden – auch weil ich mehr über die Zeit und die Gesellschaft der damaligen Zeit wissen wollte, sobald ich etwas davon erfahren habe.
Und natürlich musste ich mehr russische Klassiker im Original lesen…

10 lasse ich ganz bewusst mal frei. Ich bin dreiundzwanzig Jahre alt und es werden noch tausende von Büchern kommen. Vielleicht werden einige davon mein Leben so stark verändern wie die, die bereits auf dieser Liste stehen. Vielleicht wird das Buch, das ich selbst geschrieben habe, mein Leben so radikal umkrempeln, dass ich ihm einen Platz auf dieser Liste einräumen muss. Das weiß ich jetzt noch nicht.
Errechnet habe ich mir mal, dass ich bereits tausende von Büchern gelesen habe. Auch wenn ein Großteil davon nur der Unterhaltugn diente, denke ich, dass ich aus jedem Büchlein ein Körnchen Weisheit mitgenommen habe (oder zumindest etwas Handwerkszeug für werdende Autoren). Die Bücher aber, die wirklich Berge versetzt haben, sind gar nicht so leicht zu finden.

Ich möchte niemanden nominieren – erfahrungsgemäß führen solche Schneeballnominierungen zu Druck und Frust, ich selbst habe zwei Tage für diesen Tag hier gebraucht und wollte unbedingt die nötige Zahl an Büchern zusammenbekommen – aber jedem von euch steht es frei, mir im Kommentar oder in einem eigenen Beitrag (bitte dann diese Seite markieren!) Bücher zu nennen, die euer Leben verändert haben.
Was sind die Bücher, ohne die euer Leben nicht so wäre, wie es jetzt ist?

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