Titel: Dastan – Rebellion der Engel
Autorin: Stefanie Bender
Verlag: UllrichBurger Verlag
Genre: Fantasy
Seiten: 284
Format: Taschenbuch
ISBN: 978-3-943378-74-0
Das Buch auf der Verlagshomepage
Gleich vorneweg: Ich habe mich in die Gabryfaxe verliebt… Das sind… ähm, schnatzähnliche Faxgeräte, die einem immer nachfliegen. Goldig, oder?
Das Buch ist sehr, sehr temporeich – kaum ist man in die Handlung und die Welt reingekommen, geht es Schlag auf Schlag von einem Kampf, einer Katastrophe oder einem verrückten Vorfall zum Nächsten. Ich hatte sozusagen gar keine Chance, das Buch je wirklich aus der Hand zu legen. Man will ja permanent wissen, wie es weitergeht..
Stefanie Bender hat eine tolle Welt gebaut und sie mit unfassbar liebenswerten Charakteren bevölkert – und sehr biestigen Antagonisten. In einer Geschichte, in der die Engel auch mal saufen, fluchen, sich einen Joint drehen und von einem Dreier mit Menschenmädchen träumen.
Und der Humor kommt dadurch nicht zu kurz.
Cover:
Kaum war das Buch ausgepackt, wurde es mir aufgrund des Covers von meiner Schwester aus der Hand gerissen. Ein blonder Typ, oben ohne, mit etwas lädiertem Engelsflügel und einem Messer in der einen, einer Flasche in der anderen Hand. Ich bin mir sicher, dass so manche Menschen das Buch für das Cover allein mit nach Hause nehmen.
Ich fand es sehr gut gewählt – der junge Engel wirkt nicht nur rebellisch, denn welcher Engel trägt normalerweise eine Flasche mit vermutlich alkoholischem Inhalt mit sich herum? – man weiß auch auf Anhieb, dass es hier keineswegs um Friede-Freude-Eierkuchen und flauschig moralisierende Engel gehen wird.
Diese Engel sind knallhart und sehen auch so aus.
Ein Cover, das für mich auch nachträglich zum Buch passte, wie die Faust aufs Auge.
Und außerdem sieht das Buch auch nach einem Mal lesen so gut wie neu aus. Das heißt, es wird mir noch viele Jahre ein treuer Begleiter sein.
Inhalt:
Dastan, Mirelle und Elise sind die Anführer einer Rebellion gegen das oberste Gericht der Engel – doch sie werden geschnappt, Mirelle und Elise in eine Welt namens Nihili verbannt, aus der es kein Entkommen gibt.
Nur Dastan bleibt verschont.
Vier Jahre später zeigt sich auch, wieso. Er und nur er soll die Aufgabe bekommen, die letzten existierenden Magier von der Welt der Menschen nach Tutela, die Welt der Engel, zu bringen.
Doch irgendetwas an diesem Auftrag ist merkwürdig. Nicht nur ist Dastans Schützling Edmund mehr oder weniger der sprichwörtliche Looser, auf der Erde erwarten ihn auch zahlreiche Gefahren und mit der Zeit muss Dastan auf seiner rasanten Wanderung feststellen, dass er in vielerlei Hinsicht angelogen wurde.
Nun muss er sich entscheiden – tut er das Richtige für sich oder für die Rettung der Welt?
Tutela wirkt auf den ersten Blick sehr idyllisch – doch hinter der wolkig flauschigen Oberfläche verbirgt sich eine handfeste Diktatur. Alles ist vorgeschrieben: Welche Kleidung Engel zu tragen oder überhaupt erst zu besitzen haben, wie sie sich fortbewegen müssen, mit wem sie sprechen dürfen und wie sie sich dabei auszudrücken haben. Und alles wird überwacht. Bis hin zum Alkoholkonsum des einzelnen Engels. Nichts ist einfacher, als sich aus Versehen auf der falschen Seite wiederzufinden und drakonische Strafen für das kleinste Vergehen sind an der Tagesordnung.
Dabei kommt der Humor jedoch keineswegs zu kurz – die fliegenden Faxgeräte der Engel sind einfach unglaublich putzig, Dastan redet nicht gerade engelskonform und so manche Situation ist schlicht und ergreifend herrlich verrückt. Wenn ich also vor lauter Spannung nicht gerade beinahe ins Buch biss, hatte ich einen Lachanfall.
Das Buch lässt keine Pause zum Luftholen und mal eben Pause machen. Fast, als würde es sonst ohne mich weitergehen, wenn ich es mal aus der Hand lege.
Auch die Entwicklung, die die Charaktere in kurzer Zeit durchmachen müssen, ist glaubhaft – aber keineswegs vorhersehbar. Ich war manches Mal völlig überrascht, wenn sich das Blatt auf einmal völlig wendete.
Sprache:
Hier muss ich ein Flöckchen abziehen.
Stefanie Benders Sprachstil ist toll – die selbsterfundenen Begriffe für die jeweiligen Weltendetails, die Namen, die Sprachbeherrschung. Hier hat für mich alles gepasst.
Ich fangirle immer noch ein wenig hinter den Gabryfaxen her…
Was mir aber leider viel zu häufig auffiel, waren Setzfehler in Dialogen. Da es durchaus auch fehlerfrei gesetzte Dialoge gab, nehme ich nicht an, dass es Absicht war oder einem Muster folgen sollte. Aber manchmal standen die Dialogzeilen verschiedener Sprecher direkt hintereinander und das machte Dialoge nicht immer so gut lesbar, wie sie sein sollten. Vor allem angesichts dessen, dass die Qualität der Dialoge selbst vorzüglich war.
Fazit:
Ein Buch, das ich eigentlich jedem in die Hand drücken würde, der mindestens vierzehn Jahre alt ist. Dastan ist ein erfrischend schräger Engel und seine Geschichte lässt sich schnell und flüssig lesen. Aber auch gestandene Fantasyfans sollten sich an diesen Engel heranwagen – ganz ohne Gott oder moralisierende Inhalte ist dieser Engelsroman auch für Atheisten lesbar und… Glückwunsch zum gelungenen Romandebüt, Frau Bender!
Disclaimer: Ja, es ist ein Rezi-Exemplar. Ja, ich habe es euphorisch bewertet. Aber nicht, weil es ein Rezi-Exemplar ist, sondern weil es ein unfassbar tolles Buch ist. Ich wurde schon Wochen vorher von der Autorin gefragt, ob ich eigentlich Interesse hätte, ihren Debütroman zu lesen. Da ich bereits ihre Kurzgeschichte in „Exotische Welten“ und die Novelle „Das Todesmal“ sehr beeindruckend fand, konnte ich mir das nicht entgehen lassen und sagte sofort zu. Die Erwartungen waren also keinesfalls niedrig, im Gegenteil – ich wusste, dass die Autorin erzählen kann und die Messlatte war entsprechend hoch. Und ich wurde nicht enttäuscht.
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