Alexandra Kui – Marias letzter Tag

Cover powered by Randomhouse BloggerportalTitel: Marias letzter Tag
Autorin: Alexandra Kui
Verlag: cbt
Genre: Jugendbuch
Altersempfehlung: Ab 14 Jahren (Empfehlung des Verlags)
Seiten: 288
Format: Hardcover
ISBN:978-3-570-16317-7
Das Buch auf der Verlagshomepage

Das Buch ist sehr liebevoll gemacht. Mit verschiedenen Schriftarten für verschiedene Teile des Textes, mit mehreren Schwarzweiß-Fotos, kleinen Play-Zeichen an jedem Kapitelbeginn und eine Art Tagwolke mit unterschiedlichen Schriftgrößen.
Auch sonst ist an dem Buch so Einiges experementiell – dieses Buch darf zur anspruchsvolleren Jugendlektüre gezählt werden, die auch mich gepackt und nicht mehr losgelassen hat, sodass dies eins dieser Bücher wurde, die ich an die absurdesten Orte mit mir mitgeschleppt (und obwohl mir davon schwindelig wurde, sogar auf dem Hometrainer gelesen) habe.
Sehr gekonnt baut die Autorin hier nämlich zwei Parallelwelten auf – die Dorfwelt der Erwachsenen, in der jeder jeden kennt, jedes Jahr die gleichen Feste gefeiert werden und jedes Ereignis die Runde macht – und die Welt der Teenager im Internet, in der man sein Leben nicht mit ein paar hundert, sondern mit tausenden von Menschen teilt und in der Trends sich auf eine Weise hochschaukeln können, wie sich die Offliner es kaum vorstellen können.
Was ich toll fand, war, dass das Netz nicht per se verteufelt oder verurteilt wird. Smartphones und Social Networks sind Teil des Lebens – aber während die Jugendsünden früher kaum Konsequenzen hatten, weil im Idealfall schlicht niemand von ihnen erfuhr, vergisst das Internet nie (und gleichzeitig sofort, wenn man nicht dauernd auf sich aufmerksam macht) und Lou fehlt mit sechzehn der Weitblick für das, was sie losgetreten hat und nicht mehr eingedämmt bekommt.
Sehr realistisch auch, dass Jugend hier nicht mehr das gelobte Land ohne Sorgen ist. Die Probleme der Jugendlichen fühlen sich ernstgenommen und authentisch an.

Hier findet ihr eine Leseprobe!
Cover:

Zunächst einmal: Es ist ein Hardcover und ich liebe Hardcover. Sie sind formschön, sie sind stabil, ja geradezu unverwüstlich. Auch wenn sie dadurch ein bisschen schwerer sind als man es von einem Taschenbuch gewohnt ist.
In Natur sieht es nicht nur genauso gut aus wie auf dem Bild, es ist auch sehr griffig – das Buch selbst ist, nimmt man den Schutzumschlag ab, nämlich genauso rot wie die Schrift. Dafür ist die innere Kartoneinlage wieder grün, genauso wie die Bindung selbst. Wodurch das Buch selbst einfach sehr schön verarbeitet wirkt und ich es gerne in die Hand genommen habe.
In die Coverbewertung fließt für mich ja immer auch die Gesamtgestaltung und Stabilität ein – und das ist bei diesem Buch sehr gut gelöst. Viele Schriften, viele kleine Details, passende Schwarzweiß-Fotos.
Egal wie man zum Inhalt steht – allein aus bibliophiler Sicht ist das Buch ein Gesamtkunstwerk und ich finde es schön, so ein Schätzchen jetzt auch in meiner Sammlung zu haben.

Feuerflocke fünf Sterne Klein

Inhalt:

Lou hat Sorgen, Lou hat Ängste, Lou ist so mit sich selbst beschäftigt, dass sie nicht bemerkt, wie mit ihrer Freundin irgendetwas nicht stimmt – bis gemunkelt wird, Maria wäre vor den Zug gesprungen.
Sie beschließt, sich ihren Ängsten zu stellen und darüber YouTube-Videos zu drehen. Doch sie hat nicht damit gerechnet, dass ihre Botschaft völlig anders verstanden wird und ihre Idee außer Kontrolle gerät.

Mir hat der Aufbau hier sehr gut gefallen – Lou ist ein moderner Teenager und entsprechend laufen ihre Gedanken und Erinnerungen weder chronologisch noch sehr zielgerichtet ab. Diese natürliche, sprunghafte Erzählweise ermöglicht es, auf eine ganz andere Art und Weise Spannung aufzubauen – denn man weiß nie, wann das Video, die Rückblende, der Gedankenstrom endet und man erfährt, wie es mit Lou und ihren Videos weitergeht. Das war für mich sehr authentisch gelöst und einer der Gründe, aus denen ich das Buch kaum aus der Hand legen wollte – obwohl ich es musste, bei einer Leserunde muss ja etappenweise etwas kommentiert werden.

Inhalt und Form haben hier ein für mich persönlich sehr rundes Gesamtpaket abgegeben, nicht zuletzt, weil meine eigene Teeniezeit noch nicht so lange her ist und ich mich oft schön einfühlen konnte.
Feuerflocke fünf Sterne Klein

Sprache:

Dieser Roman spielt sehr schön mit Sprache – vom bewussten Einsatz von Songtexten über typografische Unterschiede bei verschiedenen Textsorten, verschiedene Schriftgrößen und mal mehr, mal weniger fragmentarische Sätze wird sehr authentisch nachgezeichnet, wie ein permanent vernetztes Kind unserer Zeit denkt.
Ironischerweise fällt mir jetzt erst, beim Tippen dieser Rezension, mal auf, dass das Buch im Präsens geschrieben ist – eine Wahl, die ich im Vorfeld gar nicht reflektiert habe, die ich aber jetzt im Zusammenhang mit dem Thema als klug gewählt empfinde. YouTube, Videos, das alles ist gefrorene Gegenwart, die sich immer und immer wieder abrufen lässt.
Es verwundert mich, weil mir Präsens normalerweise insofern auffällt, dass ich das Gefühl habe, etwas stimmt nicht oder stört. Das hatte ich bei diesem Buch nicht. Wie gesagt, das Präsens ist mir erst aufgefallen, als ich für diese Rezension noch mal durchgeblättert habe. So schön organisch muss man das erstmal hinbekommen! :D
Feuerflocke fünf Sterne Klein

Fazit:

Das Netz ist unerbittlich, vergisst nie und gleichzeitig sofort, will immer mehr und mehr – und irgendwann ist der Contentlieferer entmenschlicht und das Netz bricht wie eine Flutwelle über ihm zusammen. Es sei denn, man passt von Anfang an auf, was man in dieser virtuellen Welt macht – die, anders als es vielen vorkommt, eben keine Parallelwelt ist, sondern ein Teil unseres Lebens. Genauso, wie Angst ein Teil unseres Lebens ist, mit dem man den richtigen Umgang lernen muss.
Das ist die starke Botschaft eines starken Buches.
Mir persönlich hat es gut gefallen, in der Leserunde ist mir aber aufgefallen, dass Leser, die weit weg von Teenagern oder modernen Netzthemen sind, sich weniger gut einfühlen konnten.
Von mir gibt es dennoch eine uneingeschränkte Leseempfehlung – für Jugendliche und internetaffine Jugendbuchleser jeden Alters :).

Feuerflocke fünf Sterne Klein

Disclaimer: Ich las das Buch im Rahmen einer Leserunde auf „Katze mit Buch“ – vielen Dank für diese Möglichkeit und vielen Dank an die Autorin Alexandra Kui für die Begleitung der Leserunde! Es war die zweite Leserunde für mich mit dieser Autorin und es war wieder schön und interessant, sich mit der Autorin selbst auszutauschen *-*

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2 Gedanken zu “Alexandra Kui – Marias letzter Tag

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