
Titel: Drachenbrüder
Autorin: C. M. Hafen
Verlag: O’Connell Press
Genre: Fantasy
Altersempfehlung: In Elternbegleitung kann das Buch auch von Kindern ab 7 Jahren gelesen werden (persönliche Einschätzung)
Seiten: 157
Format: eBook
ISBN: 978-3-945227-26-8
Das Buch auf der Verlagshomepage
Ich habe diese Geschichte sehr gemocht.
Dennoch hatte ich große Schwierigkeiten – und das tagelang – eine Rezension zu schreiben.
Einfach weil diese Geschichte unglaublich komplex und vielschichtig ist.
Es ist sehr mutig, dieses Buch so zu verlegen – mehr Kinder- als Jugendfantasy, weniger klassisches „Coming of Age“ wie man es von vielen Romanen für Teenager kennt als vielmehr dieser Übergang von der sorglosen Kindheit ohne Verantwortung in die ersten kindlichen Ausläufer dessen, was irgendwann ein erwachsenes Leben sein wird. Und der Umgang mit Sonderlingen. Ich kenne kein anderes Buch, das diesen Spagat gewagt hat und allein deshalb ist „Drachenbrüder“ besonders wertvoll.
Der andere Punkt ist das Verhalten von so gut wie jeder einzelnen erwachsenen Bezugsperson in diesem Buch. Ich halte „Du bist zu jung, um das zu wissen, wir werden dir dieses wichtige Ding verraten, wenn du groß bist“ grundsätzlich für so ziemlich die falscheste Erziehungsmethode, die möglich wäre. Und das ist der Punkt. Ambro bekommt so ziemlich gar nichts erklärt. Ihm wird nicht gesagt, was von ihm bei der Zeremonie erwartet wird oder wie er mit Norwin umzugehen hat. Gar nichts. Wann immer der unglaublich wissbegierige Junge etwas wissen will, läuft er zumindest bei seinen Eltern gegen eine Wand. Und das macht mich (vermutlich von der Autorin auch so beabsichtigt) einfach unfassbar wütend.
Ich konnte so unglaublich gut mitfühlen, wie es sein muss, sieben Jahre alt und neugierig zu sein, aber die Erwartungen der anderen nicht erfüllen zu können, weil man gar keine Chance dazu bekommt. Es ist unfassbar frustrierend.
Aber Ambro wäre ncht das gewitzte Kerlchen, das er nn mal ist, wenn er nicht nach einem Ausweg suchen würde.
Cover:
Inzwischen bin ich mir sicher, dass das Norwins wunderschöne blaue Schuppen und Norwins Auge darstellen soll. Ich mag die Wahl des Covers hier sehr gerne – es hat etwas von Wasser und von Meer, obwohl Norwin eigentlich ein Flugdrache ist, wenn auch einer, der nicht fliegen kann. Da kann man natürlich eine Menge interpretieren.
Durch die Aufteilung des Covers wirkt es außerdem sehr edel und hat sich auch farblich sehr gut auf meinem Handydisplay gemacht, als ich es gelesen habe.
Inhalt:
Zum Inhalt schrieb ich bereits weiter oben einige Zeilen, darum hier noch mal mehr zur Welt an sich und zu den Zusammenhängen.
Hangameh ist ein uraltes Wesen im Körper eines siebenjährigen Kindes, die Chronistin und als solche hat sie große Macht – auch wenn sich das erst im Laufe des Buches erschließt, anfangs ist sie einfach ein Kind, das aus irgendeinem Grund Dinge in das Buch schreibt. Doch dann erfährt man, dass ihre Schreibfeder magische Kräfte hat – bei der Verbindungszeremonie zwischen Ambro und seinem Drachenbruder muss sie den jeweils anderen Namen nur aufschreiben, doch Ambro spürt, wie etwas Besonderes geschieht. Eine Bindung wurde eingegangen.
Die Macht des Wortes – ob gesprochen oder geschrieben – zieht sich als eins der Leitmotive durch den ganzen Roman. Ambro kann bereits lesen und schreiben, Bücher sind selten und wertvoll, Ambros Geschriebenes sind seine größten Schätze. Das ist wundervoll. Gerade wenn das Buch von oder mit einem Kind gelesen wird, das vielleicht selbst die Welt der Worte gerade entdeckt, muss eine solche Metaphorik Leseanfänger bestärken. Worte sind kostbar, sie können Leben verändern. Das ist unglaublich wichtig.
Unaufdringlich baut die Autorin außerdem immer wieder ein, welche Drachen es gibt und wie die Menschen in Leotrim ihr Jahr verbringen. Sommer und Winter, Werden und Vergehen, von den Höhlen unter der Erde zu den Baumkronen in der Luft. Das finde ich sehr, sehr schön – immer wieder geht es um einen Zyklus, um Gegensatz und Ergänzung.
Und ich frage mich, wieso Nerina so ist, wie Nerina ist. Und weshalb das Meer in Leotrim giftig ist.
Einige Passagen sind sehr geheimnisvoll, fast parabelhaft. Mir persönlich gefällt das sehr gut so.
Sprache:
Mir persönlich sind keine Druckfehler aufgefallen. Falls also welche im Text waren, haben sie mich nicht aus dem Textfluss gerissen und gingen somit unbemerkt an mir vorbei.
Die Sprache ist sehr schön – auf eine Art, die sowohl Kinder als auch Erwachsene fesseln kann. Poetisch und eindringlich, jagte sie mir oft Schauer über den Rücken oder trieb mir Tränen in die Augen.
Mir gehen die Worte nicht aus dem Kopf, die der Hellseher zu Ambros Mutter gesagt hat und ich frage mich, wieso die Worte „Broder“ und „Siostra“ lose auf ganz normalen irdischen Wörtern bassieren, während ich spontan keine Ahnung habe, wovon genau „Smok“ – der Name für das Drachengeschwisterchen – sich ableitet. Eine Google-Suche ergibt aber auf Anhieb Bilder von Drachen und nach etwas Gedrehe an den Suchwörtern scheint es sich um ein polnisches Wort zu handeln, ein berühmter Drache heißt auf Polnisch „Smok Wawelski“ und lebte angeblich bei Kraka.
Ich finde solche linguistischen Spiele immer sehr faszinierend!
Fazit:
Eine ungewöhnlikche Geschichte voller Magie und Schönheit, aber auch voller Geheimnisse und so manchem düsteren Geschichtenwinkel.
Auch wenn es eine Kindergeschichte war, gab es dennoch einen einfühlsamen Umgang mit Tod, Leid und Verlust in der Geschichte und der Leser fühlt mit Ambro mit.
Ich bin jetzt schon auf Band 2 gespannt und hoffe, dass er bald erscheint!
Disclaimer: Danke an den Verlag für das Rezensionsexemplar! Ich habe mich schon auf diesen Roman gefreut, seit ich in einer Leserunde die Kurzgeschichte „Der Kindshüter von Leotrim“ aus der „Exotische Welten“-Anthologie gelesen habe. Als ich dann gefragt wurde, ob ich das Buch gerne als Rezensionsexemplar annehmen würde – wie soll ich da „Nein“ sagen? Dafür habe ich mich viel zu sehr darauf gefreut :D.
Hat dies auf Schreib laune – Autorin mit Verlag Fantasy & more rebloggt und kommentierte:
Ich freue mich über diese neue Rezension zu Drachenbrüder.
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Hat dies auf Zwei Fragezeichen rebloggt und kommentierte:
Eine sehr schöne Rezension zu meinem Buch.
Als Autorin Träume ich nachts von solchen Rezensionen.
Vielen Dank, Evanesca.
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Awwwww! Freut mich, dass die Rezension gefällt! Ich bin immer furchtbar hibbelig, wie Autoren meine Worte auffassen und freue mich, wenn sie gut ankommen *-*
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