Man soll ja nicht immer nur das Positive posten – das ergibt auf Dauer ein falsches Bild vom Schriftstellertum. Wenn ich immer nur dann schreibe, wenn alles rosig ist, dann könntet ihr am Ende noch denken, dass Schreiben immer so ist, wie es von Januar bis Mitte/Ende April war: Ich schreibe an manchen Tagen doppelt so viel wie vorgenommen, habe einen Lauf, sprühe vor Ideen und Energie und knalle innerhalb eines CampNaNoWriMo-Monats ungefähr so viele Wörter in den Roman, wie sonst innerhalb der ganzen bisherigen Zeit.
Wenn dann irgendwann die allererste Flaute kommt, ist das vermutlich umso schmerzhafter, weil die eigenen Erwartungen nicht erfüllt werden und das Schaffen des täglichen Wordcounts immer mehr in Stress ausartet, weil sich die liegengebliebenen Wörter vom Vortag natürlich summieren.
Das ist die ganz normale Schreibblockade.
Und dann gibt es eine, die ich zuletzt beim Schreiben am Erstentwurf von „MV“ hatte, was eine Weile her ist. Und die ich darum nicht sofort als Solche erkannt habe.
Die Blockade am Ende des Romans
Im Grunde genommen ist es vermutlich einfach dieses „Nicht fertig werden können“ von dem ich schon oft gehört und gelesen habe. Der rapide Verlust jeglicher Motivation, sobald man eine Aufgabe zu 95% erledigt hat, sodass die restlichen paar Prozent zur Hölle werden und sich träge dahinschleppen.
Angefangen hat es auf den letzten Tagen des CampNaNoWriMo, als ich mir sicher war, dass es einfach nur an meiner üblichen „Ich habe mein Wortziel schon fast erreicht und kann es entspannt angehen“-Trägheit liegt, die mich am Ende von allen möglichen Schreibchallenges immer beschleicht (und die ich meistens ganz gut in den Griff bekomme).
Als ich jedoch vorhatte, mit meinem Camp-Tageswordcount einfach weiterzumachen, ging auf einmal nichts mehr. 800 Wörter waren auf einmal nicht „mal eben geschrieben“, sondern zogen sich so stark hin dass ich keine Chance hatte, das Wortsoll zu erfüllen.
Heilmittel
Der Wordcount vom NaNo machte mir Stress, der sich multiplizierte – wenn ich an Tag 1 nur 203/800 geschafft habe, hieß das, ich müsste am zweiten Tag ca. 1400 Wörter schreiben, um das wieder rauszuholen. Aber es wurden „nur“ 631 Wörter. Und so weiter und so weiter, bis ich am Ende sich selbst potentzierenden Stress hatte, der mich natürlich noch mehr blockiert hat. Also reduzierte ich für den Mai drastisch wieder auf 500 Wörter. Die ich zwar nicht immer geschafft habe, aber ich habe es irgendwie trotzdem noch geschafft, mir ein wenig Polster anzuschreiben und zwar langsamer, aber vergleichsweise zügig voranzukommen.
Was bei mir immer funktioniert, ist das gemeinsame Schreiben mit anderen – so nahm ich an der 21. Schreibacht im Internet teil und schaffte mit Hilfe des Gemeinschaftsgefühls immerhin 1500 Wörter – trotz Monsterblockade. Schreibchallenges, gemeinsames Schreiben und der gleichzeitige Austausch zwingen nicht nur, etwas zu machen – es ist unglaublich motivierend zu wissen, dass im ganzen deutschsprachigen Raum genau JETZT Menschen sitzen und die gleichen Schreibaufgaben beantworten oder an ihren Geschichten tippen. Man wird sogar virtuell mitgerissen und… schreibt einfach. Das ist wie beim Lachen. Einfach ansteckend.
Kopflüften und einfach mal was Anderes machen hilft auch gut.
Es entstanden seit ich weiß nicht wie lange einige Skizzen auf kariertem Papier, von denen eine sogar brauchbar genug ist, um per Magic Tool (oder wie das bei GIMP heißt) ausgeschnitten und weiterbearbeitet zu werden. Das gefällt mir.
Außerdem war ich bei einem Schreibnacht-Reallife-Treffen in meiner Nähe. Die großartige Marie hat das Treffen organisiert, wir waren am Ende zehn verrückt-fröhliche Autorenmenschen, die sich zum Plaudern, Büchershoppen und Essengehen getroffen haben, um über alles Mögliche zu sprechen und einfach nur geselliges Beisammensein zu zelebrieren. Ich kam mit vielen tollen Eindrücken, zwei neuen Büchern und Kernstaub-Postkarten (<3) nach Hause und bin bei einer Wiederholung auf alle Fälle wieder dabei!
Externe Motivation
Manchmal ist das Glück hold und ein Motivationsbooster kommt von außen in Form eines Erfolgserlebnisses oder einer Belohnung, mit der man nicht so gerechnet hat. Das war bei mir der Fall – Genaueres zu diesem Motivationsboosterchen verrate ich an dieser Stelle später noch.
Um ehrlich zu sein sterbe ich seit einer halben Ewigkeit, weil ich es euch erzählen will, aber noch halte ich die Füße still…
Und jetzt habe ich die Blockade bekämpft, indem ich darüber einen Blogpost geschrieben habe. Und dabei schrieb ich über 700 Wörter, während es für den Roman bisher nur 300 geworden sind. Aber immerhin bin ich wieder motiviert, lächle und… die letzten 30 Seiten des Romans wollen geschrieben werden. Die letzten 30. Von rund 560. Das schaffe ich ;-).
Eine Blockade bekomme ich meistens nur, wenn ich selbst unzufrieden bin, wenn ich zu lange nicht geschrieben habe, oder ich mein Wortziel auch einfach nicht erreicht habe. Ich habe das besonders nach dem NaNo gemerkt. Ich wusste, ich kann 1.667 und mehr Wörter schaffen, aber als die anderen Schreiber nicht mehr so nah waren wie im NaNo, war die Luft raus. Und auch im NaNo war schon mal eine Flaute da: Ziel erreicht, aus die Maus.
Was mir ganz besonders hilf, ist versuchen, sich keinen Stress zu machen. Dann versuche ich, die Geschichte (vor meinem inneren Auge) zu sehen und dann das Gesehene aufzuschreiben. Das fällt mir besonders leicht und ich glaube, die Beschreibungen werden dann besser ;) Vielleicht hilft es dir, genauso wie mir, kein konkretes Wortziel zu nehmen, sondern ein Zeitziel, vielleicht kennst du mein „Schreiben nach Punkten“ im Writers‘ Inn, wofür Richard Nordens „Zeit zum Schreiben“ eine gute Anregung war. Ich denke, zuerst ist es wichtig, eine tägliche Routine hinzubekommen und dann den Wordcount zu steigern. Vergleiche das doch einfach mal mit dem Training für einen Marathon. Tägliches Trainieren steigert deine Ausdauer, auch wenn es nur 10 Minuten lockeres Joggen ist. Positiver Nebeneffekt: Es wird zur Routine. Und wenn du dir eine Basis geschaffen hast, dann kannst du die Zeit steigern. Die Wörter kommen dann von ganz allein :) Versuche auch, andere Dinge als „Schreiben“ zusehen. Das schließt mein Schreiben nach Punkten ein, denn zum Beispiel gehören auch Recherche und Brainstorming zum Schreibprozess dazu. So kann man sich vielleicht von dem „ich habe so lange nichts geschrieben“- oder „ich schaffe einfach nicht so viel wie ich will“-Gedanken abbringen, denn du hast ja etwas getan. Nur spiegelt sich das nicht in Wortzahlen wider :)
Trotz allem sind Schreibveranstaltungen eine gute Sache und ich bin selbst erstaunt, wie viel ich tippen kann, wenn ich weiß, andere sind da und schreiben jetzt ;)
So, dann mal weiterhin viel Erfolg, Tinka :)
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Hallo, Tinka und Willkommen hier auf dem Blog ^^
Das mit dem Wortziel kenne ich – wenn ich sehe, dass ich diese Zahl einfach nicht packe, Tag um Tag, und es immer mehr ansteigt… das frustriert unfassbar.
Mein Heilmittel – außer im November-NaNo, da habe ich ja keine Wahl – ist dann radikales Runtersetzen des Tageswordcounts für den betroffenen Monat. Habe ich um ehrlich zu sein auch schon so gemacht, als die Blockade zugeschlagen hat (über die ich dann mehr als dreimal so viele Wörter verloren habe wie ich revidiertes Tagesziel hatte….)
Wenn ich mich selbst immer mehr unter Stress setze, ist das eine Spirale, die Blockaden nur verstärkt.
„Ziel erreicht, aus die Maus“ kenne ich übrigens auch – dann stocke ich immer mein Ziel auf :D. Einmal bin ich schon am 21. eines Monats fertig geworden. Da musste dann radikal die Endzahl hoch und schon ging es wieder.
Wobei ich ja, wie gesagt, seit fast sechs Monaten keine Blockaden hatte (im Gegenteil, meist habe ich weit über mein Tagesziel hinausgeschrieben) – das mit dem Wordcount funktioniert für mich also fantastisch. Mich blockiert nur immer, wenn ich am Ende eines Buches ankomme beim Schreiben. Dann zieht es sich und ich will es nicht mehr loslassen.
Das Schreiben nach Punkten muss ich mir endlich mal so genau anschauen, dass ich verstehe, wie genau es funktioniert. Noch habe ich es nicht geblickt, das gebe ich zu meiner Schande ehrlich zu ^^. Aber wenn die Uni vorbei ist und ich Ferien habe, habe ich auch Zeit, mir das Ganze endlich richtig anzuschauen.
Danke!
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:D Das freut mich und ich bin gespannt, wie es dir gefällt ^^
Das mit dem Ende des Buches hab ich schon so oft gehört oder gelesen, aber noch nie selbst erlebt. Hoffentlich bleibt das so :D
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Ja, das mit den Blockaden kenne ich.
Meist komme ich aber darüber hinweg, indem ich mich frage, WIESO ich nicht schreiben kann.
Setze ich mich zu sehr unter Druck? Wenn ja- Druck aufheben und sich das Gegenteil vornehmen: Nichts zu schreiben. Dann kommt die Lust von selbst.
Keine Ideen? Wenn ja- mich inspirieren lassen. Viel lesen, viel Kunst, viel Musik. Das ist vermutlich das, was du – sehr gelungen- als Kopflüften bezeichnest :D
Manchmal gibt es auch einfach Tage, an denen es nicht geht. Und das ist dann aber auch gut so, denke ich. Solange man prinzipiell dranbleibt. Manchmal nicht nur durch schreiben, sondern einfach durch nachdenken. Liebe grüße
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Stimmt, das Hinterfragen des „Warum“ hilft fast immer sehr gut.
Ich hatte keine Blockaden mehr, seit ich mir jeden Tag eine bestimmte Mindestwortzahl auferlegt habe. Also habe ich analysiert, wo die neue Blockade auf einmal herkommt und festgestellt, dass es die Angst vor dem Romanende ist. Und dann ging es nach einer Weile weiter :).
Stimmt, genau das meine ich mit Kopflüften – auch Spazieren, ins Kino gehen (mich inspirieren aus irgendeinem Grund Actionstreifen und Superheldenfilme ^^)…
LG,
Evanesca
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Spannend mal ein paar Gedanken zum „professionellen“ Schreiben zu lesen. Ich schreibe auf dem Blog immer drauf los und machmal gelingt es mir etwas flüssig zu schreibe und manchmal hänge ich auch total und es geht irgendwie gar nicht voran. Besonders nervig ist, dass ich oft dann am besten schreiben könnte wenn ich gerade auf dem Weg zur Arbeit bin oder so… Ist das Murphys Gesetz?
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Naja, professionell… Ich mache seit einiger Zeit sozusagen die ersten Schritte ins Professionelle (Anthologien, Zeitschriften, erste Romane) und bin noch sehr stark am Ausprobieren und schauen, was funktioniert.
Murphys Gesetz zum Einen, zum anderen kannst du bei Aktivitäten wie Duschen, Laufen, irgendwo hinfahren etc. aus irgendeinem Grund auf eine Weise abschalten, die produktiv macht :). Ich kenne das.
Wenn mir dann was einfällt, schreibe ich mir selbst eine Mail oder spreche eine Voice-Nachricht auf, damit die Idee nicht verloren geht.
Aber Bloggen ist in der Hinsicht auch oft anders – veröffentlichst du einen Blogpost sofort oder lässt du ihn liegen, korrekturlesen, überarbeiten? Ich denke, wenn du als Ein-Frau-Team einen Blog stemmst, muss jeder Artikel von Anfang an perfekt sein.
Den Druck hast du beim Romaneschreiben (noch) nicht, jedenfalls nicht bei der Ursprungsfassung. Da geht es nur darum, das Ganze erstmal aufs Papier zu bringen. Korrigiert wird später.
Das entlastet ungemein.
(Blockaden gibt es leider trotzdem).
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Mein letztes Mammutprojekt habe ich am 2. Jänner 2009 beendet – das ist eindeutig zu lange her. Ich sollte mal wieder was Großes in Angriff nehmen … aber bevor ich abschweife: Damals hatte ich kein Problem damit, fertig zu werden, denn ich hatte gar keine andere Wahl. Mir saßen Prüfungen an der Schule im Nacken, die keinen Roman mehr zugelassen hätten.
Hätte ich aber die Zeit gehabt, mit Schreibblockaden zu hadern, ich fürchte, ich hätte es ausgiebigst getan und keine einzige Zeile mehr zu Papier gebracht.
Vielleicht hilft es dir, eine bewusste kurze Auszeit zu nehmen und dich etwa einer Schreibmotivation oder etwas ähnlichem zu widmen? Quasi als Auflockerung zwischendurch?
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Das ist vieeeel zu lange her – ein Roman von dir ist mal wieder fällig ;-).
Deadlines habe ich in dem Sinne, wie du sie damals hattest, nicht. Außer dass ich einfach mindestens 500 Wörter am Tag etwas Literarisches schreiben möchte.
Meine Taktik ist normalerweise ja auch, mir keine Zeit zum Hadern zu lassen und die letzten vier Monate hat das geklappt und zwar auf das Wunderbarste. Nur jetzt ist es hart, weil es echt nur noch 20 oder 30 Seiten sind…
Ich werde auf jeden Fall versuchen, was anderes zu schreiben und den Kopf weiter freizubekommen, wenn es weiter so hakt.
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Eine solche Endblockade wie du hab ich nie, ich hab die 2/3-Blockade. Dort häng ich jedes Mal Wochen fest, wo es gerade gegen den Wendepunkt zugeht, auf den der Höhepunkt folgen sollte. Sobald ich 80% geschafft habe, schreibt sich der Rest… nun, nicht von alleine, aber doch sehr flüssig.
BIn froh, dass du Heilmittel gefunden hast, die was nützen. Ein Autorentreffen scheint Wunder zu wirken – einen Abend in Gesellschaft von Schreibwahnsinnigen stell ich mir herrlich vor :-D
Jetzt bin ich natürlich gespannt, was dein spezieller Motivationsbooster war und hoffe, dass du uns an dieser Stelle bald mit tollen Neuigkeiten überraschen wirst… *hint*
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2/3 klingt übel – gerade dann, wenn es doch am Spannendsten wird zu hängen, ist doof, besonders wenn dann doch das kommt, worauf man hingearbeitet hat. Ist vielleicht dieses Lampenfieber, so nach dem Motto „Darauf habe ich all die Wochen/Monate/Jahre hingeschrieben *hibbel*“.
Autorentreffen sind wirklich toll. Muss ich mir von nun an auch viel öfter gönnen. Es ist schön, nicht wie ein exotisches Tier angestarrt zu werden, wenn man im Real Life „Ich schreibe“ sagt :D.
Und ich hoffe auch, dass ich die Neuigkeiten bald weitergeben kann :D
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