Titel: Die Eleganz des Tötens
Autorin: A. K. Benedict
Verlag: Knaur TB
Genre: Thriller (mit Fantasy-Elementen?)
Seiten: 576
Format: Taschenbuch
ISBN: 978-3-426-51320-0
Das Buch auf der Verlagshomepage
Die Idee ist eigentlich ziemlich cool – aber ich bin mir immer noch nicht sicher, ob mir das Buch eigentlich gefallen hat oder nicht. Und das ist mir noch nie bei einem Buch passiert.
Das Konzept der Zeitreisen in diesem Buch ist richtig, richtig cool. Auch, wie es freien Willen, Determinismus und dergleichen auf die Probe stellt. Ein solches Konzept habe ich in der Form noch nirgends vorgefunden und werde es irgendwann für die Weltenschmiede aufarbeiten, auch wenn es ziemlich komplex ist und ich dafür das ganze Buch noch mal durchkämmen muss.
Killigan ist auch eine recht interessante Persönlichkeit und der Killer ein toller Antagonist. Hier scheint auf den ersten Blick eigentlich alles zu stimmen.
Würde daraus eine Serie, würde ich die Fortsetzung vermutlich sogar lesen.
Und dennoch kann ich einfach keine vernünftige Meinung zu diesem Buch abgeben und ich weiß nicht mal so richtig, wieso.
Cover:
Ich gebe ehrlich zu, dass das Cover einer der Gründe war, aus dem ich überhaupt Interesse an dem Buch hatte und es mir als Prämie bei „Was liest du“ gegen meine Punkte eintauschen wollte. Rein optisch hat der Designer hier also nichts falsch gemacht. Die Maske in Verbindung mit dem Titel macht neugierig und hat mich dazu gebracht, das Buch anzuklicken, den Klappentext zu lesen und die Prämie zu bestellen.
Die Ernüchterung folgte dann beim Lesen. Schon vom ersten Aufklappen des Buches hat der Rücken sich sehr hässlich gewellt und obwohl ich – gerade weil mir die miese Qualität der Pappe aufgefallen ist – bei diesem Buch extra vorsichtig war, werden sich die Seitenklappen wohl bald lösen und das Bild rubbelt sich bereits leicht ab. Vom Buchrücken rede ich lieber gar nicht erst.
Das Buch sieht inzwischen aus, als hätte ich es gekaut.
Aus diesem Grund massiver Flockenabzug. Ein „Quality Paperback“ ist das nämlich nicht.
Inhalt:
Stephen Killigan ist neu in Cambridge – er versucht dort, Philosophie zu unterrichten.
Doch ehe er sichs versieht, verstrickt er sich in ein Netz aus Lügen, Widersprüchen und Intrigen. Wer ist das tote Mädchen, über das er stolpert, das jedoch bald darauf spurlos verschwunden ist? Wer steckt hinter dem Tod an der seit einem Jahr vermissten Schönheitskönigin Miranda? Und welche Geheimnisse verbirgt Killigan selbst?
Zeitreisen, eine schrullige Mathematikprofessorin, eine heiße Bibliotheksangestellte und ein völlig durchgeknallter Philosophieprofessor, der sich gerne tote Menschen ansieht. Dazu ein Antagonist, der so charismatisch und gleichzeitig so fies ist, dass es eigentlich Spaß machen sollte.
Die Betonung liegt auf eigentlich. Es ist alles da, was eine gute Geschichte ausmachen sollte. Dennoch hatte ich oft das Gefühl, die Story an sich eiert ziemlich herum.
Mal begleiten wir den Killer, wie er sein undurchsichtiges Netz aus Zeitreisen spinnt und sich dabei in selbstherrlichen und Kommentaren ergeht. Dann wieder Killigan, der ein so sprunghafter Erzähler ist, dass ich manchmal mehrmals lesen musste, um zu verstehen, was diese krude Andeutung jetzt bedeuten soll. Dazu kommt, dass mir Killigan nicht immer völlig rational handelt. Okay, eine Affäre mit dem Schwarm des besten Freundes, wenn es nun mal funkt, sei ihm verziehen, es beruht ja auf Gegenseitigkeit und Lana kann selbst entscheiden, mit wem sie anbändelt. Aber wieso Killigan diesen irren Todesethiker nicht mal anzeigt oder dass es bei der Zeitreise ja nieeemandem auffällt, dass er andere Klamotten trägt oder völlig anders spricht als die Menschen dieser Zeit (in 400 Jahren dürfte sich das gesprochene Englisch massiv verändert haben) und überhaupt…
Und einige andere Elemtente, bei denen ich das Gefühl hatte, dass sie nur drin waren, weil sie halt in einen Thriller mit einem Psychopathen reingehören, die aber sonst überflüssig waren. Es fühlte sich aufgesetzt und deplatziert an.
Drei FeuerFlocken hier, ich mochte immerhin die Zeitreisen an sich und die perfide Verstrickung der Zeitlinien.
Sprache:
Die Sprache fand ich eigentlich an sich nicht schlecht. Sie hat mir meistens sehr gut gefallen, aber das, was ich oben angemerkt hab, gilt natürlich hier insbesondere.
Es gibt schlicht keinen Unterschied zwischen den Sprechern aus dem siebzehnten Jahrhundert und den modernen Sprechern. Nicht, dass sie alle sofort krude sprechen müssten, aber wenigstens ein bisschen historisieren wäre schon schön. Gerade wenn die Autorin doch selbst englische Literatur studiert, müsste sie eigentlich wissen, wie unterschiedlich die englische Sprache zu verschiedenen Zeiten war und insbesondere wenn sie Menschen aus anderen Schichten auftreten lässt, kann ein bisschen Zeitkolorit nicht schaden. Das fehlte für mich völlig. Vermutlich diente es dazu, Killigans Verwirrung glaubhafter zu machen, weil er so natürlich nicht sofort kapiert, wo er gelandet ist und vor allem wann – aber auf mich als Historienfan wirkte das unglaubwürdig und konstruiert.
Gerade am Ende wird die Sprache außerdem so verschwurbelt, dass ich schlicht nicht immer erkennen konnte, was gemeint ist. Und ich lese in meiner Freizeit Schriften über Quantenphysik …
Fazit:
Nach einer kurzen Lektüre der Rezensionen unter anderem bei Amazon stelle ich fest, dass ich nicht die Einzige bin, die das Buch schwer einordnen kann. Es hat Elemente, die durchaus gelungen sind und reizvoll daherkommen. Gleichzeitig kommt keine echte Spannung, keine echter Nervenkitzel auf. Alles bleibt irgendwie auf einer Ebene, auf der ich als unbeteiligte Zuschauerin eher desinteressiert verfolge, wie sich die einzelnen Storylines mal auseinanderwickeln.
Grundsätzlich hätte Killigan als Philosophiedozent und Zeitreisender aber durchaus Potential zu einem interessanten Thrillerprotagonist.
Kurz habe ich überlegt, bei diesem Buch ohne Bewertung zu bleiben – weil es schwer fällt, es in FeuerFlocken zu fassen. Im Prinzip kann ich es aber auch eigentlich einfach als das deklarieren, als was ich es wahrgenommen habe: Durchwachsenes Mittelmaß.
Disclaimer: Das Buch habe ich als Prämie bei „Was liest du?“ angefordert, im Austausch gegen 20.000 Punkte. Ob das als Rezensionsexemplar zählt, weiß ich nicht – eigentlich nicht – aber ich gebe lieber einmal zu oft die Herkunft eines Buches an :).
Hallöchen :)
Ich streife auch schon seit Wochen um das Buch herum, auch bei WLD. Und irgendwie weiß ich auch nach deiner Rezension noch nicht, ob ich es lesen möchte. Du hast zwar wirklich eine detaillierte, differenzierte und interessante Rezi geschrieben (Kompliment dafür!!!) aber du bist auch nicht haltlos begeistert und auch nicht total enttäuscht. Daher bin ich mir immer noch unentschlossen :D
Viele liebe Grüße
Nelly von Nellys Leseecke
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Hallo!
Ich verstehe dein Problem – diese Rezension ist vermutlich nicht gerade meine Hilfreichste, das gebe ich zu. Aber es war mir einfach wichtig, meine Zerrissenheit hier so ehrlich wie möglich wiederzugeben.
Es gibt (ich habe extra auf Amazon und Co geschaut) ja durchaus auch sehr begeisterte oder sehr enttäuschte Rezis.
Es kommt einfach darauf an, was dir persönlich wichtig ist bei einem Buch. Wenn du Zeitreisen liebst und in das Zeitengewirr eintauchen möchtest, ist das ein Buch für dich. Wenn für dich der Thrilleraspekt wichtiger ist, dann eher nicht.
Ist natürlich auch die Frage, ob du es einfach darauf ankommen lassen möchtest, sprich: Sind für dich die 20.000 Punkte es wert, es zu riskieren oder nicht. Es kommen im Moment ohnehin eher wenige Rezis nach.
LG,
Evanesca :)
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