Ich dachte, neben den NaNo-Fragen von Tinka ist es nicht schlecht, wenn ich ein wenig erzähle. Damit die Posts nicht zu lang werden, tue ich das in Häppchen.
Tag 1
Gut gelaufen: Ich war von der ersten Stunde an motiviert und es gab eigentlich keine Hänger in Hinblick auf die Story an sich.
Entweder habe ich gewusst, wie es weitergeht oder es ist mir von selbst eingefallen. Eventuelle Widersprüche mit ursprünglichen Plänen wurden sofort erkannt und elegant umschifft.
Außerdem konnte ich eine der Szenen, auf die ich schon seit längerer Zeit hinschreibe, inzwischen einbauen und abhaken. Das macht mich immer sehr zufrieden und zeigt mir, dass meine Grobplanung und meine Intuition gut ineinandergreifen.
Last but not least konnte ich endlich die Szene schreiben, in der sich ein wichtiger Charakter nach einem Schlüsselerlebnis stark zu wandeln beginnt. Ich mag es, wenn meine Figuren sich weiterentwickeln.
Weniger gut gelaufen: Zwischendrin stellte ich fest, dass ich beschreiben muss, wie sich ein ungefähr zwei-drei Monate altes, nahezu blindes Baby entwickelt und wie sich das von der Entwicklung eines gesunden Babys unterscheidet. Darüber verlor ich natürlich Schreibzeit, aber aus irgendeinem Grund – obwohl ich schon seit Jahren um besagtes Baby wusste – habe ich nie im Vorfeld so recherchiert, dass ich darauf zurückgreifen könnte.
Auf jeden Fall habe ich ein wenig Vorarbeit geleistet, falls es nicht jeden Tag so gut läuft, wie heute. Und wenn doch – dann freue ich mich umso mehr!
Wie ist es denjenigen unter euch gelaufen, die ebenfalls am NaNoWriMo teilnehmen?
Alternativfrage für nicht teilnehmende Autoren: Passiert es euch auch manchmal, dass ihr nachrecherchieren müsst?
Für alle anderen: Wie war euer Tag? Was hat euch motiviert oder glücklich gemacht?
Tag 2
Gut gelaufen: Ich habe mich tatsächlich aufgerafft und die langen Busfahrten heute zum Schreiben genutzt. Sehr viel ist nicht herausgekommen (auf einem Handydisplay sieht es natürlich nach viel aus, aber wenn man es dann am PC öffnet … nein!) – aber ich habe meinen Schreibtag bereits mit einem kleinen statt ganz ohne Wordcount gestartet. Das motiviert immer ungemein.
Auch heute konnte ich sehr viele Szenen einflechten, die ich von langer Hand vorbereitet habe. Sogar mehr als gestern, da ich einige hatte, die fast direkt aufeinanderfolgten.
Danach war ich so im Flow, dass ich am Liebsten die ganze Nacht geschrieben hätte.
Ich habe die für mich magischen 20k geschafft – da ich meine Manuskripte immer ungefähr in 30k-Etappen anlege, heißt das: Zwei Drittel sind im Kasten. Klar, Zahlen sagen nichts aus. Aber ich mag sie einfach.
Weniger gut gelaufen: Natürlich bremst es aus, eine vor fünf Jahren geschriebene Szene in ein Manuskript einzupassen, statt neue Szenen zu schreiben. Das alte Ding will sorgfältig gelesen werden, damit alle falschen Verweise, Eigennamen etc. ausgetauscht werden. Zählt nicht für den Wordcount, bindet aber natürlich Zeit und Energie.
Wie war euer Schreibtag? Oder wie war euer Herbsttag allgemein, egal ob ihr schreibt oder nicht?
Tag 3
Gut gelaufen: Ich konnte an der Uni und unterwegs tatsächlich fast 700 Wörter schreiben, die ich dann am PC direkt wieder zur Verfügung hatte. Es ist nicht viel, aber ich merke, dass ich mich in meiner gewohnten Umgebung einfach besser konzentrieren kann.
Und außerdem waren das dann 700 Wörter weniger, die ich nach dem Heimkommen noch irgendwo herbekommen musste.
Ich habe außerdem überrascht für mich selbst einen weiteren Romanabschnitt beendet. Was mich etwas ratlos, aber zufrieden zurückgelassen hat.
Auch wenn ich weiß, dass ich in der Überarbeitung hier sehr viel machen muss. Sehr kurze Rohfassugen bedeuten immer, dass beim Überarbeiten neue Kapitel fällig sind.
Weniger gut gelaufen: Da ich erst etwa 19:30 ankam und nach einem langen Tag eigentlich gar nicht die Kraft für rund 900 Wörter aufbringen konnte, musste ich mir jedes dieser Worte buchstäblich aus der Nase ziehen.
Nicht, dass sie nicht darauf gewartet hätten, aber sie haben sich geziert, die ollen Worte! Aber kurz vor knapp habe ich es dann geschafft.
Tag 4
Gut gelaufen: Ich bin jetzt über der magischen 10.000er Grenze. Ja, ich weiß, dass Zahlen nur Schall und Rauch sind und nichts bedeuten. Aber irgendwie hat eine große Wörterzahl für mich auch immer das Gefühl, dass ich etwas erreicht habe, etwas erarbeitet habe. Und wenn meine Arbeit auf einmal quantitativ in den fünfstelligen Bereich rutscht, macht mich das glücklich. Außerdem heißt das ganz konkret für den NaNoWriMo: 20% der Mindestwortzahl für den Monat erreicht. Das ist gut vorgelegt, wenn man als individuelles Ziel eine etwas höhere Zahl hat.
Ich habe eine alte Idee verworfen – einen ganz bestimmten Tod einfach hinter der Bühne zu beschreiben – und statt dessen den entsprechenden Charakter erst agieren lassen, bevor er onstage ermordet wird. Das war sehr emotional und traurig zu schreiben, aber ich kann auf diese Weise viel besser die Gräuel von Krieg und Sklaverei aufzeigen, als mit der ursprünglichen Idee.
Wer mich kennt, weiß, dass meine Geschichten immer auch einen politischen Unterton haben. Und Politik wirkt nun mal nur dann so, wie sie sollte, wenn sie den Leser mitten ins Herz trifft. Auch wenn die Autorin sich dafür IHR Herz fast rausreißen muss.
Weniger gut gelaufen: Klingt lächerlich, aber ich hätte gerne mehr geschrieben. Die hohen Wortzahlen kommen zwar natürlich auch aufgrund des Wettbewerbs zustande, aber um ehrlich zu sein liebe ich meine Geschichte mit jedem Wort mehr und… es ist schräg. Ich will immer schneller arbeiten, immer mehr erzählen, kann kaum aufhören, zu schreiben.
Manchmal müssen dabei aber Pausen sein. Nicht zuletzt nach Szenen wie der oben erwähnten, nach der ich erst einmal eine ganze Minute schweigend den Bildschirm angestarrt habe, fassungslos, dass ich das eben wirklich getan habe. Und dann brauchte ich erst Recht eine Pause.
Gleichzeitig bringt mich der Geschwindigkeitsrauch immer näher an den Punkt heran, an dem ich dieser Geschichte und ihren Figuren zumindest fürs Erste Lebwohl sagen muss.
Und auch wenn ich weiß, dass ich sie alle bei der Überarbeitung wiedersehe… es ist dann einfach nicht das Selbe.
Tag 5
Gut gelaufen: Erneut eine Zahlengrenze überschritten, nämlich die Zahl, die man laut Statistik an Tag 7 erreicht haben sollte und das an Tag fünf. Das ist noch kein so großer Vorsprung, aber er lässt sich ausbauen.
Wichtiger ist, dass ich einen Ausweg aus einem kleinen Dilemma gefunden habe – nämlich den, dass ich die Handlung über einen großen Zeitraum weitläufig anreißen muss, bis ich wieder bei den Eckpunkten ankomme, bei denen die Handlung sehr dicht verläuft. Ich habe einen Kompromiss geschlossen, den ich sprachlich sogar recht reizvoll finde.
Wer mich kennt, weiß, dass Sprache immer als Letztes poliert wird. Wenn ich also tatsächlich mal mit der Sprache einer Rohfassung zufrieden bin, dann war ich tatsächlich für den Moment recht gut.
Passiert mir selten und ich freue mich jedes Mal.
Weniger gut: Naja, die drei Wörter bis zur 3.000 hätte ich noch irgendwo hernehmen können. Habe ich aber nicht. Um 23:45 wollte kein einziges Wort mehr ins Word-Dokument fließen. Schade.
Wie läuft die Woche bisher für euch? Egal ob ihr schreibt, zeichnet, ein Spiel programmiert oder euch anderweitig durch den Alltag kämpft?
Tag 6
Gut gelaufen: Heute irgendwie nichts so richtig. Teilweise, weil ich noch etwas anderes zu erledigen hatte – ich schrieb eine Rezension für die FeuerFlocke und wer meine Rezensionen kennt, weiß, dass die ihre Zeit brauchen. Ich rezensiere sehr gerne und das Buch, um das es heute ging, habe ich von der ersten Zeile an geliebt, weil es so wunderbar all die Widersprüchlichkeiten aus Band 1 weitergeführt hat. Aber natürlich hat es mich eeetwas Schreibzeit gekostet.
Weniger gut gelaufen: Ich habe einen Haufen Kapitel geschrieben, die vor allem drei Zwecke hatten.
Erstens: Sie erzeugten Atmosphäre.
Zweitens: Sie berichteten schlaglichtartig, wie es bestimmten Figuren weitab von der Haupthandlung ergangen ist.
Drittens: Ich konnte sie nutzen, um im Zeitraffer mal eben durch die Handlung zu rasen, um zu dem Zeitpunkt zu springen, ab dem es wieder präziser und detailreicher wird.
Aber es waren fünf solcher Kapitel am Stück und aus Sicht des Lesers stelle ich mir das sehr langweilig vor.
Naja. Ich überarbeite ohnehin immer sehr radikal, also wird der künftige Buchkäufer es nicht mit 5 solchen Kapiteln am Stück zu tun bekommen, aber so richtig glücklich war ich heute nicht über das, was ich da fabriziert habe.
Wie geht es euch mit Kapiteln, in denen gefühlt nicht wirklich was passiert, die aber so notwendig waren? Egal, ob beim Lesen oder beim Schreiben? Mögt ihr die? Überblättert ihr die?
Tag 7
Gut gelaufen: Die Wortzahl für heute ist ansehnlich. Dabei habe ich von der Zeit her nicht länger geschrieben als an Tagen, an denen ich weniger raushabe. Es ist seltsam. Vielleicht war heute einfach ein guter und sehr produktiver Tag, wer weiß.
Ich konnte wieder einige Szenen einbauen, die ich von langer Hand vorbereitet hatte, auch wenn ich sie alle teilweise stark anpassen und um etliche Zeilen ergänzen musste.
Ich habe außerdem das Gefühl, mich auf der Zielgeraden zu befinden. Die Zeit der „es ist ganz nett, aber es passiert nichts“-Kapitel ist vorbei, es regnet Ereignisse und Action.
Das schreibt sich wesentlich amüsanter.
Weniger gut gelaufen: Heute wäre eigentlich der Tag, an dem man laut Mails aus dem Headquarter das Doppelte der Wortzahl schreiben sollte, die man sonst im Schnitt schreibt.
Das wären bei mir etwa 5k. Geschafft habe ich 3,5k – also viel zu wenig, um meinen Schnitt zu verdoppeln.
Ich hatte heute übrigens einen wunderbaren und produktiven Austausch mit anderen Autor*innen und Leser*innen. Das inspiriert immer ungemein!
Ich liebe es, mit euch allen zu kommunizieren.
Danke, dass ihr alle hier seid!
Das war meine erste NaNoWriMo-Woche 2015. Und die zweite … folgt sogleich.