
Titel: Telos Malakin. Prüfung
Autoren: J. H. Praßl
Verlag: ACABUS Verlag
Genre: High Fantasy
Seiten: 580
Format: ePUB
EAN: 9783862823185
Das Buch auf der Verlagshomepage – wobei das der Link zur Printausgabe ist.
Zu Band zwei gab es leider keine Leserunde, aber ich glaube, wenn ich wirklich Redebedarf gehabt hätte, hätte ich den Autoren jederzeit schreiben können. Aber auch so hat es durchaus Spaß gemacht, Band 2 ganz alleine zu entdecken.
Man spürte sehr gut die Spannungen in der Gruppe. Es ist sehr realistische Fantasy. Nur weil die Gruppe wieder auf eine gemeinsame Reise geschickt wird, muss sie einander nicht zwingend automatisch wieder zu 100% vertrauen. Die Spannungen tragen durch die ganze erste Hälfte des Buches und ebben im Prinzip nie wirklich ab, gleichzeitig passiert so unglaublich viel und … während Band I nur in zwei Kulturen spielt, bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich mit vier Kulturen alle mitgezählt habe, die in Band II wichtig wurden.
Amalea ist also in diesem Buch viel größer geworden!
Aber nun zur Einzelanalyse.
Cover:
Der Teufel steckt im Detail. Ich habe schon letztens angedeutet, dass ich das Schema hinter der Covergestaltung erkennen kann und wirklich neugierig bin, wie genau die Cover gegen Ende der Serie aussehen werden.
Im Vergleich zm leuchtendweißen Cover von Band 1 ist das hier bereits deutlich sichtbar angegraut – aber aus der Mitte des Sternsymbols leuchtet ein Licht. Telos sieht sich anders als Thorn nicht als absolute Lichtgestalt, er hat gelernt zu sehen, dass die Welt mehr ist als nur Schwarz und Weiß, Chaos und Ordnung, dass es die Grautöne dazwischen durchaus braucht.
Aber das Ideal seines Gottes Agramon leuchtet für ihn wie ein heller Stern inmitten der Dunkelheit.
Das Cover passt also perfekt zu Telos als Charakter.
Was mir hier außerdem auffällt, ist die plastischere Gestaltung der Schattierungen am Stern selbst und an der Typografie. Da wurde bereits viel mehr mit Schattierungen gespielt als bei Thorns Band, der duch sehr klar schwarz/weiß war.
Ich finde es faszinierend, wie viel man mit so minimalistischen Mitteln ausdrücken kann!
Inhalt:
Auch dieses Mal gab es viel zu entdecken und ich fand es faszinierend, was man alles in EINER Fantasywelt unterbringen kann.
Von der Piratenfestung aus reisen wir erst in einen Südseedschungel voller Mysterien und rätselhafter Magie. Dann geht es in ein völlig anderes Gebiet – das nach dem Vorbild der schottischen Clans gestaltet wurde. Und wenn ich als eingefleischte Kennerin eines bestimmten Genres die Zeichen richtig gedeutet habe, hat einer der Clans auch noch Fabelwesen aus einer GANZ anderen Ecke in seinen Reihen …
Mir gefällt hier der Mut, Elemente zu verquicken, die auf den ersten Blick gar nicht zusammengehören können. Waren wir nicht eben erst noch in der Antike und im Morgenland? Aber wieso sollte etwas, nur weil es in der Geschichte unserer Welt nicht zugleich existierte, nicht trotzdem in einer Fantasywelt wunderbar harmonieren? Das war eine der Hauptfragen, die sich mir gestellt hat. Ja genau – wieso nicht?
Zur Handlung will ich hier nichts verraten, weil ich hier nichts sagen kann, ohne grenzenlos zu spoilern. Was ich vielleicht sagen kann: Wir erleben, wie etwas absolut Unglaubliches mit einer neuen Gefährtin geschieht, dass Chara gar nicht so hartherzig ist, wie sie auf den ersten Blick zu sein scheint und wie Telos in einer Schlacht eine unglaubliche Entdeckung macht.
Was mich erstaunt, ist übrigens, wie akkurat ich eine gewisse Entwicklung vorhergesehen habe, obwohl ich mir nach wie vor sicher bin, dass sie so auch in Band 1 nicht direkt angekündigt wird und ich sie nur vorhersehen KONNTE, weil ich eine sehr misstrauische und paranoide Leserin bin, die einfach von Anfang an sicher war, dass da was im Busch sein muss. Als ich dann feststellte, dass im Busch so ziemlich genau das ist, was ich vermutet habe, war ich doppelt erstaunt.
Ich frage mich aber, ob außer mir überhaupt jemand genau diesen Punkt hätte voraussehen können.
Andere Dinge haben mich eiskalt erwischt und ich saß da, mit weit offenem Mund, und starrte erstmal fassungslos das Smartphone an, las noch mal, rief ein skeptisches „WAS?!“ in die Landschaft, las es ein drittes Mal und glaubte erst dann, was ich eigentlich da gelesen habe …
Sprache:
Ich hatte das Problem, dass bei mir einige Wörter, die definitiv auseinandergehören, aneinandergeklatscht angezeigt wurden.
Inzwischen weiß ich aber, dass das nicht am eBook lag, sondern an meiner App (sodass ich jetzt mit einer anderen App ePUB-Datein lese). Dafür kann ja der Verlag nichts.
Ansonsten konnte ich bei diesem Band nicht so schön mit der Sprache spielen, wie in Band 1, einfach da hier keine Sprachen verfremdet wurden, die ich konnte. Was ich dagegen mochte, war das Conlang der Inselbewohner an sich (ich habe ein Herz für Conlang). Die Entscheidung, Gespräche nicht im Text zu übersetzen, sondern erst im Anhang, hat es für mich spannender gemacht. Ich wusste immer ungefähr so viel oder so wenig, wie die Figuren auch.
Fazit:
Band 2 ist immer … schwierig. Nach einem gelungenen ersten Band hat man als Leser natürlich Erwartungen und ich hatte zusätzlich eine Menge Theorien und Vermutungen im Gepäck, als ich angefangen habe zu lesen. Und natürlich ist Band 2 bei einer auf acht Bände angelegten Reihe anders als bei einer Trilogie. Bei einer so großen Reihe ist ein zweiter Band normalerweise ein „Wir kennen jetzt alle Protagonisten und das große Bild, also kann es nun direkt weitergehen“.
Hier nicht. Hier wird immer wieder wie mit einem Weberschiffchen vor- und zurückgegangen. Weg von Thorn, auf dem in Band 1 das Hauptaugenmerk lag. Breiter, größer angelegt. Mehr in Telos und Chara hinein.
Gleichzeitig passiert sehr viel, es passiert rasant und es ist spannend und detailreich geschrieben.
Es ist Fantasy, auf die man sich einlassen muss, weil sie so anders ist als das, was man mit dem üblichen Lesehintergrund an Fantasy so kennt. Vielleicht ist es das, was ich an dieser Reihe so mag.
Band 2 konnte meine Erwartungen an die Welt und an die Charaktere auf eine Weise erfüllen, wie ich sie nicht hätte vorausahnen können.
Disclaimer: Danke an den ACABUS Verlag und an das Autorenpaar für mein Rezensionsexemplar und die vergnüglichen Stunden in Amalea! Ich glaube, ich baue mir in dieser Romanwelt irgendwo ein Haus. Aber nicht gerade da, wo es rundläuft. An einem friedlichen Fleckchen. Wie wäre es mit Valland?