
Titel: Dieses Hutmenschenkomplott
Autorin: Platti Lorenz
Illustratorin: Mie Dettmann
Verlag: neobooks Self-Publishing
Genre: Fantasy, Humor
Altersempfehlung: Alleine: Ab 8 oder 9, hätte ich jetzt gesagt. Mit Eltern, die vorlesen und das Kind begleiten, auch früher.
Seiten: 135 Seiten entsprechen 1077 KB
Format: ePUB (direkt auf neobooks) und mobi (Amazon)
Coverdesign by: Mie Dettmann
ISBN: 978-3-7380-4028-9
Das Buch auf der Homepage von „neobooks“
Bei diesem Buch handelt es sich im Prinzip um das eBook zum Blog – ursprünglich erschien diese Geschichte also als Blogroman und auch die Fortsetzung erscheint nach einem festen Zeitplan Kapitel für Kapitel auf dem Blog.
Der Gedanke dahinter ist nicht zuletzt, dass viele keine Motivation, Lust und Zeit haben, um sich am Bildschirm eine komplette (längere) Geschichte am Stück durchzulesen, wenn sie nicht gerade von Kapitel eins an dabei waren. Aber in einem Stück ist das Ganze doch deutlich angenehmer. Da würde ich zustimmen. Egal wie gut die Geschichte ist. Am PC-Bildschirm zu lesen, ist irgendwie anstrengend und man wird von 500 Sachen abgelenkt. Da ist ein eBook toller.
Hier möchte ich auch anmerken, wieso für mich „Ein Hutmenschenkomplott“ eine tolle Vorlesegeschichte mit „parental guidance“ ist (mir fällt kein deutsches Wort ein). Es ist ein Buch, das auch für Kinder gut bis sehr gut geeignet ist und… das ist toll. Vielleicht bewege ich mich in den falschen Kreisen, da ich mit 25 einfach nicht die Zielgruppe für Kinderbücher und Vorlesegeschichten bin. Aber ich habe das Gefühl, dass der elektronische Markt für Kinderliteratur nicht sonderlich groß ist. Für illustrierte Kinderliteratur sowieso. Und da begrüße ich es, dass es in diesem Bereich gute Independent-Autoren gibt, die hier eine Nische ausfüllen.
Ein siebenjähriges Kind hat in der Regel kein Smartphone oder Tablet, um mal eben selbst ein eBook zu lesen. Logisch. Aber Medienkompetenz und dass wir unsere Kinder so aufwachsen lassen, dass es EGAL ist, ob ein Buch gedruckt und blätterbar oder elektronisch vorhanden ist – Buch ist Buch – das ist wichtig.
Ich schweife ab. Was ich eigentlich sagen wollte: Das Buch ist gut zum Vorlesen geeignet, weil ich mir vorstellen könnte, dass ein Kind Fragen stellen könnte. Bei all seiner Leichtigkeit gibt es hier durchaus philosophische Momente, die zum Interpretieren und Diskutieren einladen. Und dann sollte ein Diskussionspartner anwesend sein :).
Cover:
Wir sehen – siehe oben – den grauen Hexenkater mit den grünen Äuglein in seinem Körbchen.
Für mich persönlich ist das Bild an sich zwar ein sehr hübsches Kunstwerk, für ein Cover aber zu unruhig. Wir haben mehrere Texturen (der geflochtene Korb, der Holzboden, das süße Eulenkissen, das karierte Kissen), dazu eine handschriftlich wirkende Schrift bei der Autorenangabe und eine geriffelte Strukturschrift im Titel.
Dadurch wirkt besonders der untere Bereich sehr unruhig, erst im obersten Coverbereich ist eine klare Struktur zu erkennen. Hier wäre etwas weniger mehr gewesen – eine einfarbige Schrift, nur ein buntes Kissen oder Tyrrin nicht in seinem geflochtenen Körbchen, sondern beispielsweise auf der einfarbigen Bettdecke von Karel.
Die Zeichnung an sich finde ich sehr süß. Ich finde nur, wie gesagt, dass sie als Cover zusammen mit der Schrift nicht perfekt ist. Aber das Katerchen und die Eulendecke… Die Eulendecke! So herzig!
Inhalt:
Tyrrin ist ein ganz besonderes kleines Katerchen. Nicht nur mit einer ungewöhnlichen Neugier gesegnet, sondern auch mit der Gabe, die Sprache der Menschen zu verstehen.
Dass ein solches Verständnis nicht nur passiv genutzt wird, dürfte dem geneigten Leser bald klar sein. Tyrrin fängt also an, zu quasseln. Da sprechende Katzen allerdings auch in der Welt dieses Romans nicht gerade an der Tagesordnung sind, führt das zu allerhand ulkigen und humorvoll umschriebenen Situationen.
Trotzdem kommt auch die Spannung nicht zu kurz, denn nicht alle Lebewesen sind Katzen wohlgesonnen…
Ich fand die Geschichte auf der einen Seite einfach superherzig und habe beim Lesen so manches „Mensch, wie NIEDLICH!“ ausgestoßen. Einfach weil es wirklich niedlich ist. Es gab aber auch Stellen, an denen ich tierisch nervös war, ob Tyrrin es nun aus der ganzen Sache herausschafft oder nicht.
Was ich hier außerdem erwähnen muss, sind die Illustrationen. Die waren oft einfach herrlich treffend und passten wunderbar zum Inhalt, ohne etwas „vorwegzunehmen“ oder dem Leser die eigene Phantasie abspenstig zu machen. Ja, ich fand die Geschichte toll und werde mir auch Teil 2 anschauen, sobald es in Buchform erschienen ist.
Sprache:
Hier wird sehr, sehr viel mit Sprache gespielt, sie spielt eine zentrale Rolle.
Katzen verstehen den Klang von „Old Lady“, aber nur Tyrrin versteht auch, was sie da für Geschichten erzählt.
Tyrrin lernt, sich richtig auszudrücken und bei Geschichten genau hinzuhören, um deren Kern zu verstehen.
Ich mochte, wie die Geschichten erzählt wurden und wie die Katzensicht auf die Welt ausgedrückt wurde.
Die „Old Lady“ ist gar nicht alt und Tyrrins sprachliche Fähigkeiten machen ihn zum perfekten Logopäden – oder auch nicht.
Einziges Manko waren zwei oder drei Verwechslungen von wahr/war. Aber ansonsten las sich der Text leicht und flüssig. Schön!
Fazit:
Ich habe die Lektüre genossen. Es hat Spaß gemacht, ich war bestens unterhalten und die Bilder sind wunderniedlich. Hätte ich Kinder oder Geschwister im passenden Alter, ich hätte das Ganze sofort auf einem Tablet vorgelesen, damit besagtes theoretisch angenommenes Kind auch ja mit reinschauen und die Zeichnungen bewundern kann.
Es fällt leicht, sich mit Tyrrin zu identifizieren und bei seinen Abenteuern mitzufiebern. Es gibt Spannung und was zum Schmunzeln.
Insgesamt ein fast perfektes Gesamtpaket, bei dem ich mich schon sehr auf den Folgeband freue.
Disclaimer: Liebe Platti Lorenz, vielen Dank für das Rezensionsexemplar! Ich habe Tyrrin ins Herz geschlossen und hätte ihn sonst nie kennengelernt. Das wäre schade gewesen!