Ist das noch eine Dystopie? Wenn die Wirklichkeit die Fiktion einzuholen droht

Als ich von den Nachrichten geweckt wurde, dass Trump Präsident der Vereinigten Staaten geworden ist, war mein erster Gedanke ganz nüchtern „Aha. Die Welt geht also unter.“ Ich weiß, das ist überdramatisiert, aber das ging mir damals wirklich durch den Kopf. Und ein paar Stunden später dachte ich, so schlimm kann es ja wohl nicht werden. Der wird schon nicht schalten und walten wie er möchte.

So langsam bin ich mir dessen nicht so sicher und fürchte, dass meine Erstreaktion näher an der Wahrheit dran ist, als mir lieb sein kann.

Was hat das mit dem Schreiben zu tun?

Wer schon länger diesem Blog folgt – oder ausgiebig gestöbert hat – kennt vermutlich die Blogposts, die mit „MV“ getaggt sind. Oder weiß, dass es sich dabei um den ersten Posten auf der Liste meiner aktuellen Projekte handelt.

Ich halte mich mit Informationen über MV stark zurück – was historisch gewachsen ist, es gab eine Zeit, da dachte ich, es darf kein Fitzelchen eines Romans vorher öffentlich zu sehen sein, sonst will es kein Verlag. Inzwischen weiß ich, dass das Unsinn ist, dass es auch als Verlagsautorin okay ist, ab und zu unlektorierte Schnipsel zu posten und neugierig zu machen.
Aber MV ist der Erstling und da werde ich das jetzt auf der Zielgeraden nicht mehr ändern.
Dennoch verrate ich nicht zu viel, wenn ich sage: Es handelt sich um eine Dystopie. Und ich verrate erneut nicht zu viel, wenn ich sage, dass die Ursachen für das Schreiben des Romans in den Ereignissen von 2008 begründet lagen.

Was ist denn 2008 passiert?

Die Fernsehnachrichten die ich mir damals ansah – überwiegend Formate russischer Fernsehsender – berichteten von den Taten des damaligen ukrainischen Präsidenten. So hatte er unter anderem dem für die Nationalsozialisten arbeitenden Bandera zum „Helden der Ukraine“ gemacht und Paraden zu seinen Ehren abhalten lassen. Nationalsozialistische Parolen in seinen Reden, ukrainische Skinheads auf den Straßen.
Meine in Odessa lebenden, teils jüdischen, Verwandten fühlten sich unsicherer denn je.
Parallel dazu das Schänden sowjetischer Kriegsdenkmäler in den baltischen Staaten, von staatlicher Hand organisiert. Eine ähnliche Geschichte wie in der Ukraine, nur dass dort die Neonazis zum Teil sogar im Seimas saßen und die Politik bestimmen konnten.
Als hätten die Menschen vergessen, was für ein Leid die Faschisten ihren Ländern gebracht haben, wie viele Menschen damals ermordet wurden.*
Ich verstand die Welt nicht mehr, fühlte eine Mischung aus Unverständnis und Angst. Ja und dann… suchte ich nach einem Ventil für meine Gefühle und herauskam… die Idee zu meinem Roman.

Ich habe das Thema also gewählt, damit die Gräuel der Diktaturen im Allgemeinen und die des Nationalsozialismus im Besonderen selbst dann noch in Erinnerung bleiben werden, wenn kein einziger Zeitzeuge mehr lebt.

Völlige Unkenntnisse des Genres

Inzwischen stellen wir uns, wenn wir das Wort „Dystopie“ hören, meist automatisch Jugendbücher mit einer toughen Heldin und einem Liebesdreieck vor. Auch wenn für mich persönlich in „Die Tribute von Panem“ alles Mögliche im Vordergrund stand, nur nicht das Liebesdreieck, ist das nun mal das, was man (aus welchem Grund auch immer) als die Erfolgsformel der Reihe extrahiert hat, um anschließend 500 Dystopien nach diesem Schema zu stricken und zu vermarkten.

Zum Glück hatte ich davon nicht die leiseste Ahnung, als ich meine Dystopie schrieb, nannte ich das Genre „Anti-Utopie“ – in der Schule hatte ich vorher von Thomas Moore gehört, wir haben das Thema Utopien gestreift. Und ich wusste irgendwie, dass das, was ich da schreibe, „dagegen“ ist. Weil es eine Welt beschreibt, die nicht perfekt, sondern irgendwie an vielen Stellen ziemlich kaputt ist. Also habe ich das Genre irgendwie getauft…

Inzwischen weiß ich es besser und weiß auch, in welchen Schubladen man das, was ich verfasst habe, verorten kann. Und ich bin auch sonst im Buchmarkt bewanderter geworden. Außerdem habe ich irgendwann mitbekommen, dass es neben den Jugenddystopien auch Klassiker wie „1984“ gibt, die auch als Dystopien gelten. Und wenn man darüber nachdenkt… ist eigentlich „Die Zeitmaschine“ nicht auch irgendwie eine dystopische Lektüre?

Und was genau ist zwischen 2008 und 2016 passiert?

Den Grund für meine Dystopie lieferte die Neonazi-Szene in den ehemaligen Ostblockstaaten und die Politik der Era Bush. Und dann schien es, als würde sich alles ändern. Es gab Wahlen in der Ukraine, es gab Wahlen in den USA. Und es gab noch keine AfD. Für mich war die Welt so weit, so in Ordnung (die paar NPD-Menschen waren zu vernachlässigen, in meiner Weltsicht gab es in ganz Deutschland vielleicht 200 Neonazis – ich war sehr jung und sehr naiv) und ich arbeitete zwar weiter an meinem Roman, aber irgendwie war alles weit weg.

Mein Roman war eine Metapher. Nichts, was mir jemals wirklich passieren könnte. Oder irgendwem überhaupt.

Und dann kam die AfD. Kam Trump. Die Radikalisierung der Mitte. Und irgendwann die Angst, dass ich eines Tages in meinem eigenen Buch aufwachen könnte.

Der Sinn und Zweck von Dystopien

Ich habe nichts gegen die Jugenddystopien mit Liebesdreieck. Echt nicht. Für die meisten davon bin ich nicht die Zielgruppe, aber ich liebe gutgemachte Dystopien und zur Not dürfen sie sogar eine Liebesgeschichte beinhalten. So ist es nicht.

Aber: Für mich persönlich sind Dystopien auch eine Möglichkeit, auszusagen, was genau mir an der Welt jetzt gerade in eine Richtung geht, die mir nicht passt. Die mir vielleicht auch Angst macht. Weil es eins gibt, woran ich ganz fest glaube – Literatur kann die Welt verändern.

Nicht alle haben die Möglichkeit – oder den Mut – eine Demonstration zu besuchen. Nicht alle können oder wollen in einer Partei aktiv werden, sich politisch engagieren. Nicht alle sind in der Lage, auf die Straße zu gehen. Nicht alle leben im vergleichsweise sicheren Europa und haben die Sicherheit, die obengenannten Dinge überhaupt tun zu können, ohne dafür getötet, gefoltert, in Gefängnisse geworfen zu werden.

Manche können lediglich schreiben, um die Welt zu ändern.

Darüber zu schreiben, wie die Welt wird, wenn eine bestimmte Richtung bis in ihre letzten Konsequenzen durchdacht wird, ist eine Möglichkeit, um genau diese Zukunft zu verhindern.

Dabei dürfen – oder müssen – Dystopien unterhaltsam und leicht wegzulesen sein. Sie dürfen sich ganz unauffällig in unseren Köpfen festsetzen und unser Denken verändern.

„Harry Potter“ ist zwar keine Dystopie, hat aber durchaus dystopische Elemente, wenn man sieht, was die Schreckensherrschaft von Voldemort für die einfachen Menschen bedeutet. Und es gibt Studien, die besagen, dass Leser von „Harry Potter“ durch die Lektüre tolerantere Menschen geworden sind.

Das ist etwas, was Autor*innen von dystopischen Romanen – oder von positiven Utopien wie im Genre Solarpunk – nicht unterschätzen dürfen. Literatur kann unterhaltsam sein und trotzdem die Welt verändern, zum Nachdenken anregen, unbewusst Veränderungen im Denken anregen.

Und die Menschen, die toleranter denken und bewusster gegen jegliche Radikalisierung vorgehen, können die Welt verändern.

Darum mein Aufruf an alle schreibenden Menschen: Tut es. Schreibt, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Und wenn sie zu viel Mist baut… dann schreibt eine Dystopie darüber.

Ein paar Buchempfehlungen

  • Marie Graßhoffs „Kernstaub – Über den Staub an Schmetterlingsflügeln“ und die Fortsetzung „Weltasche – Über das Gift an Quallenmembranen“

Auf den ersten Blick wirkt der poetisch geschriebene Genremix eher wie Science-Fantasy, aber wenn man zwischen den Zeilen liest, fallen zwangsläufig die dystopischen Elemente auf. Anfangs nur ganz zart und unmerklich, dafür aber von der ersten Seite an – es gibt so viel Weltraummüll in der Atmosphäre, dass die Erde wie der Saturn ihre eigenen Ringe hat. Nur dass die aus Müll bestehen.
Und dann wird es konkreter. Wie leben die Menschen in der Zukunft? Was für Strukturen bilden sie? Was hat es mit den Wolkenstädten auf sich?
Und dann erscheint Band 2 und wenn das dort beschriebene Szenario nicht dystopisch ist, dann weiß ich auch nicht.
Meine Rezension zu Teil 1 findet man hier. Band 2 rezensiere ich vermutlich noch, aber ich muss noch überlegen, wie ich das spoilerfrei mache.

  • Anke Höhl-Kaysers „Das Geheimnis der Sternentränen“.

Hier lasse ich mal den Klappentext für sich sprechen:

Um die Umweltbedingungen vergangener Tage erforschen zu können, richtet die Wissenschaftlerin Jade einen Zeitkorridor ein. Da steht plötzlich Ranon vor ihr – der junge Mann, der vom mittelalterlichen Planeten Ägeon stammt, ist über den Korridor auf die Erde gelangt! Das Potenzial des Portals zwischen den Welten bleiben nicht unbemerkt. Die beiden Despoten, die über die Erde und Ägeon herrschen, wollen es jeweils für sich nutzen, um den anderen Planeten zu erobern…

Das Buch glänzt außerdem mit einer Perspektivträgerin mit Trisomie 21, hoher Spannung und einer beklemmenden Welt. Auf alle Fälle sehr lesenswert. (Und leider noch nicht von mir rezensiert, aber die hier ist sehr schön und spoilert nicht *klick*)

  • Jenny Karpes „Zwei Kontinente auf Reisen“

Eine sehr geniale Dystopie, die es auf die Longlist des Deutschen Phantastik Preises 2016 geschafft hat.
Im Prinzip sogar eine Dystopie in einer Dystopie (oder sogar noch verschachtelter?) mit einer Handlung, die sich konsequent von simpel zu komplex entwickelt und immer mehr gefangennimmt. Mit einer starken Frau, die nicht das Kick-Ass-Klischee erfüllt und einer wunderbaren Prise Selbstverwirrung.
Auch hierzu habe ich es noch nicht geschafft, eine Rezension zu schreiben. Aber ich verlinke mal diese hier.

  • Julia Mayers „Old Souls“-Reihe (bisher drei Bände erschienen)

Irgendwann entdecken die Menschen die Wiedergeburt. Und irgendwann wird ihnen die Wiedergeburt verwehrt und sie geben den Jüngsten und Schwächsten die Schuld: Den Keimen.
Eine beklemmende Dystopie mit fantastischen Elementen, in denen eine hochtechnisierte Welt mit Plexiglaswährung und futuristischem Körperschmuck sich mit dreckigen, verlassenen Orten abwechselt, an denen die Gesetze nicht mehr herrschen.
Die Jüngsten und Schwächsten sind es, die gejagt werden und es herrscht totale Überwachung. Schwangerschaften sind verboten, Kinder werden abgetrieben.
Eine Welt, die dabei ist, sich selbst abzuschaffen. Und mittendrin die junge Avery.
Ich liebe diese Dystopie, warte sehnsüchtig auf den nächsten Band und bereue es gerade, auch hier noch keine Rezension geschrieben zu haben.
Aber eine sehr ausführliche Besprechung von Band 1 findet hier hier.

 

Dieser Blogpost ist Teil einer Reihe. Diese wurde unter dem Namen „phantastische Realität“ von Meara Finnegan ins Leben gerufen. Autor*innen aus dem „Tintenzirkel“ haben sich zusammengefunden, um über verschiedene Aspekte der Realität zu sprechen, die Eingang in unser Schreiben und ins Schreiben phantastischer Texte allgemein gefunden haben. Oder finden sollten.

 

*Nicht, dass die Sowjetunion nicht ebenfalls mehr als genug Dreck am Stecken hat, aber ich war jung und verstand das damals noch nicht. Außerdem machen die Untaten der einen Seite die Untaten der anderen auch nicht besser.

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21 Gedanken zu “Ist das noch eine Dystopie? Wenn die Wirklichkeit die Fiktion einzuholen droht

  1. Dystopisch ist, wenn Realität wird, was man sich vorher als Satire ausgedacht hat. Ist mir schon mehrfach passiert. Es heißt nicht umsonst „1984 ist schon lange vorbei.“

    Ich hatte in VWL einen Dozenten, nennen wir in Dr. X. Als der Euro eingeführt wurde, sagte Dr. X die Euro-Krise voraus. 10 Jahre später sah ich Dr. X im Fernsehen die Euro-Krise wegreden. Heute ist er Professor X. Er wurde für das Vortäuschen von Nichtwissen mit höchsten akademischen Weihen geadelt.
    Aus diesen und anderen Gründen gibt es die AfD.

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    1. Den ersten Satz könnte man direkt ausdrucken und als Motto an die Wand hängen, der stimmt.

      Und solche Geschichten machen mich wütend und fassungslos. Fast genauso Realsatire, wie „Wir haben einen Bildungsminister gehabt, der plagiiert hat“. Unfassbar.
      Und ja, dann wundert es nicht, wenn es Menschen gibt, die an einfache Lösungen für komplexe Probleme glauben :(

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  2. Hallo Evanescu, ein wahrlich tiefgehender Beitrag, und die Reaktionen zeigen zum Glück, dass er nicht umsonst war und ist. Aber ich sehe nicht nur die politische Verrohung, auch die gesellschaftliche, familiäre … Männer schlagen ihre Frauen (und selten umgekehrt), Väter schütteln die Kinder zu Tode, Mütter werfen sie aus dem Fenster oder stecken sie in die Bratröhre. Nachbarn bemerken erst am Gestank, aus der Nebenwohnung, dass etwas nicht stimmt, Kinder haben bereits Burnout, oder müssen wg. Mediensucht in die Klinik oder, oder, oder …

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    1. Hallo Marten,
      Die anderen Aspekte sind tatsächlich auch welche, die in meinen Augen in der phantastischen Literatur zu kurz kommen. Wenn man also als Leser für die ganzen Problemliteratur-Bücher à la „Ich entkam meinem gewalttätigen Ehemann“ einfach nicht empfänglich/nicht die Zielgruppe ist, erreichen diese Themen einen literarisch nicht. Da hast du tatsächlich Recht.
      Wobei ich dir widersprechen würde, dass sich öfter zu Hause Männer an Frauen vergreifen als umgekehrt. Es gibt auch eine Menge gewalttätiger und fieser Frauen – aber für einen Mann ist es in der heutigen Gesellschaft ein zu großes Stigma, darüber zu sprechen. Dann gilt er sofort als unmännlich, als Lusche, als einer, der seine Olle nicht unter Kontrolle hat etc. Da spielt Sexismus der übelsten Sorte mit rein. (Ich habe in meinem Vampir-Neunteiler tatsächlich eine gewalttätige Ehefrau, die ihren Mann unterdrückt und vergewaltigt, unter den Charakteren) Männer schämen sich, zuzugeben, dass sie von einer Frau gequält werden.
      Aber das ist ein anderes Thema als das, was ich hier im Artikel ansprechen wollte. Wenn auch eins, über das es sich tatsächlich ebenfalls zu bloggen lohnen würde.

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  3. Hallo Evanesca,

    mir ist es ähnlich ergangen, als ich von Trumps Wahl zum US-Präsidenten gehört habe. Ich habe es damals von einem Freund erfahren, der in den USA lebt. Er schickte mir eine Nachricht, die lautete: „We’re seriously fucked!“ Da wusste ich sofort, was los war. Und ich war echt schockiert, das kannst du mir glauben.

    In letzter Zeit passieren wirklich viele schreckliche Dinge. DIe AfD bekommt immer mehr Zuwachs, die Pegida macht Dresden unsicher, Neonazis zünden Flüchtlingsunterkünfte an, Trump ist an der Macht, … ich will gar nicht wissen, was als nächstes kommt.

    Ich schreibe u. a. auch Dystopien und du hast recht, wir Autoren sollten ein Zeichen setzen, indem wir schreiben. Wir können vielleicht nicht viel damit ausrichten, aber wenn wir damit zumindest ein paar Leser zum Nachdenken anregen können, dann haben wir schon viel gewonnen.

    Danke für diesen Beitrag! <3

    Liebste Grüße
    Myna

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    1. Hallo Myna,

      Ich stelle mir das so schrecklich vor… was muss dein Freund gefühlt haben, als er seine Gefühle nicht anders als in so einer Nachricht ausdrücken könnte? Die Menschen in den USA leiden ja unmittelbar über ihn. Wir schütteln nur fassungslos die Köpfe über seine Taten, sind aber (derzeit, noch!) meist nicht direkt betroffen. Das muss man sich mal ausmalen…

      „Ich will gar nicht wissen, was als Nächstes kommt“… Verständlich. Andererseits… Es kann eigentlich nur besser werden, oder?
      (Okay, schlimmer geht immer, aber hoffen wir es einfach mal nicht…)

      Genreschwester <3. Und ja, damit haben wir sogar sehr viel gewonnen. Das sind dann ein paar Köpfe mehr, die unempfindlicher für "alternative Fakten" und die schräge Propaganda der AfD unempfänglich werden können.
      (Das ist für mich als Atheistin ein schräger Gedanke. Autor*innen als Seelenretter…)

      Liebe Grüße,
      Evanesca

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      1. Hallo nochmal,

        ja, also er war sehr geschockt. Er war sich ganz sicher gewesen, dass Hillary Clinton gewinnen würde. Und wenn es nach den amerikanischen Einwohnern gegangen wäre, wäre es die ja auch geworden. Aber das Wahlsystem ist dort ja ein bisschen anders als bei uns. Schrecklich ist z. B., dass mein Freund dort seine Krankenversicherung wegen Trump verloren hat und jetzt nicht mehr krankenversichert ist. Das wäre in Deutschland undenkbar, aber in den USA sind leider viele Menschen nicht richtig versichert.

        Autoren als Seelenretter. Das gefällt mir <3

        Liebste Grüße
        Myna

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        1. Hallo :)

          Ja, das Wahlsystem kann man den Hasen geben *seufz*, Trump ist ja nicht der Erste, der nur dank System gewonnen hat :/

          Da ich weiß, wie teuer Krankheit in den USA ist, tut mir das für ihn sehr, sehr leid. Das ist schrecklich und ich hoffe, es geht ihm gut :(

          Mir gefällt es auch :D

          LG,
          Evanesca

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  4. Vielleicht ist es nicht viel, vielleicht ist es zu wenig, was man als Autor tun kann, aber es ist allemal besser als nichts. Auch mir macht es manchmal Angst, wenn ich in der Zeitung Dinge lese, bei denen ich mir denke: Wenn sich das ein Schriftsteller ausgedacht hätte, würde man gesagt haben, das ist doch nicht realistisch.
    Es braucht nicht viel, um die dünne Schicht an Zivilisationstünche abzuwaschen. Das, was darunter zum Vorschein kommt, ist erschreckend, aber leider real.
    Grölende und brüllende Massen mögen einem Gänsehaut verursachen, doch ich denke, die in den Nadelstreifen sind noch viel gefährlicher. Sie sagen, dass sie die Mitte sind, treten in Talkshows auf, bekommen eine Bühne. Warum gibt man sie ihnen?
    Was kann gute Literatur dagegen tun? Anstöße geben zu eigenem Denken.
    Man muss es zumindest versuchen.

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    1. Und besser als nichts ist gut. Viel „besser als nichts“ ergibt zusammen schließlich auch wieder eine ganze Menge, oder?

      Wenn sich das ein Schriftsteller ausgedacht hätte, würde man gesagt haben, das ist doch nicht realistisch.

      Das denke ich auch oft. Sowas kann man sich doch gar nicht ausdenken…

      Hm, ich würde sagen, die Gefährlichkeit hält sich die Waage. Den brüllenden Mob nimmt man nicht ernst (bis er vor einem steht), aber er kann einen ernsthaft verletzen. Die intelligenten Hetzer hinter dem Mob sind gefährlich, aber anders als einer wütenden Menschenmenge kann man denen noch mit Gegenaufklärung und Vernunft beizukommen versuchen. Vor einem Mob kann man nur noch rennen :/
      (Ich gebe ehrlich zu, ich gucke seit Jahren keine politischen Talkshows mehr, also keine Ahnung, wem die Bühne geboten wird und was dort gesagt wird, um ehrlich zu sein. Aber ich lebe gesünder, seit ich sehr wenig fernsehe, habe ich das Gefühl.)

      Anstöße zu eigenem Denken können ja viel bewirken. Es fängt mit einem Windstoß an – und kann zum Sturm werden.

      Danke für deinen Kommentar! <3

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  5. Liebe Evanesca,
    Du sprichst mir in vielem aus der Seele. Gerade das, was zwischen 2008 und 2016 geschehen ist, habe ich ganz ähnlich erlebt. Bis vor wenigen Jahren war auch ich noch der Ansicht, die paar Glatzen sind so lächerlich, auf denen braucht man gar nicht weiters herumzukloppen, das ist ja schon fies.
    Doch seit zwei, drei Jahren plötzlich kriechen sie wieder überall aus ihren Löchern und rennen grölend und Bierflaschen schmeißend durch unsere Straßen, schlagen Menschen tot (gut, das haben sie vorher schon, aber es ist viel schlimmer geworden) und zünden Familien die Häuser über dem Kopf an. Und sie bekommen immer mehr Verstärkung von Leuten, denen man so viel Haß gar nicht zugetraut hätte, das ist das besonders Traurige.
    Der Haß ist „gesellschaftsfähig“ geworden und erobert sich nach und nach die einflußreichen Posten. Ungarn, Türkei, Rußland, USA sind nur wenige Beispiele, in anderen Staaten sind sie ebenfalls auf dem Vormarsch. In Afrika, im nahen Osten und am Hindukusch wüten sie ungehemmt als Daesh (sic!), Taliban, Boko Haram (was für ein entlarvender Name) oder wie sich die Banden sonst nennen, hier würden sie es auch, wenn man sie ließe. Und damit meine ich „unsere“ Irren, die Nazis, die keinen Deut besser sind. Dieselbe Sorte, nur mit einem anderen Fähnchen.
    Wir dürfen sie aber nicht tun lassen, was sie wollen. Sonst ist es auch bei uns bald so weit, daß man den Mund nicht mehr aufmachen darf ohne Angst, mit seinem Leben für eine eigene Meinung zu bezahlen. Schon jetzt gibt es Morddrohungen und Angriffe gegen Politiker, Journalisten, Pfarrer usw., um sie mundtot zu machen. Wie gesagt, dieselbe Sorte, ob Islamist oder Faschist.
    Wollen wir den angeblich drohenden Teufel der Islamisierung (was für eine lächerliche Vorstellung hier bei uns) mit dem real existierenden Beelzebub des Faschismus und Rassismus austreiben? Dann ist dieses Land nicht mehr lebenswert, dann verlieren wir alles, was Pegida. AfD und NPD heuchlerisch vorgeben bewahren zu wollen; alles, was ich meinen Kindern für eine gute Zukunft erhalten will.
    Vielen Dank für Deinen Artikel,
    Sascha

    Gefällt 1 Person

    1. Lieber Sascha,

      Ich habe so gezittert und gebangt, wie dieser Artikel ankommen wird, dein Kommentar lässt mir gerade einen riesigen Stein von der Seele fallen!

      Und ein wenig bin ich auch erleichtert, dass ich nicht die Einzige war, die diese acht Jahre so naiv verbracht hat. Irgendwie dachte ich bei mir immer, es liegt daran, wie jung ich 2008 noch war. Aber wenn auch Menschen mit mehr Lebenserfahrung das ähnlich erlebt haben, sagt es ja einiges aus.

      Und ja, ich habe viel größere Angst vor grölenden, betrunkenen Neonazis, als vor den friedlichen, ausländischen Mitbürgern, die gerade in Wiesbaden stark das Straßenbild prägen…

      Ich sehe es wie du – radikal ist radikal und somit ein Problem. Egal, unter welcher Flagge sich die Menschen versammeln, um Gewalt zu verbreiten. Hier eine einzige Gruppe verallgemeinernd zum großen Sündenbock zu machen, hilft nichts. Im Gegenteil. Man übersieht damit so leicht die Probleme vor der eigenen Haustür (eben die erwähnten Rechtsextremisten, die jetzt alle auf einmal öffentlich auftreten).

      Ich habe ja die leise Hoffnung, dass Literaten etwas gegen das, was in der Welt falsch läuft, tun können.
      Und ich werde wählen gehen. Für mich ist es ja auch ein „Meine Eltern sind nicht vor dem Antisemitismus der nachsowjetischen Ukraine geflohen, damit sich die Geschichte in Deutschland wiederholt“.
      Eine gute Zukunft, demokratisch und frei. Das ist wünschenswert, ja.

      Gern geschrieben.

      LG,
      Evanesca

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