#LOVEWRITINGCHALLENGE Tag 2 – Namensfindung

Wer mich privat ein bisschen kennt, weiß: Ich kann stundenlang über Namen schwafeln. Namen sind toll. Auch wenn ich Goethes Faust sonst sehr schätze – irgendwie entsprach die Gelehrtentragödie stark dem Lebensgefühl meines dreizehnjährigen Ichs – stimme ich nicht zu, dass sie nur Schall und Rauch sind.

Da ist es mir nur recht, dass schon der zweite Blogpost bei der #Lovewritingchallange direkt eins meiner Lieblingsthemen aufgreift. Da kann ich ausgiebig über die verschiedenen Arten reden, auf die meine Charaktere zu ihren Namen kommen.

Wenn der Name noch vor dem Gesicht da ist

Das ist eigentlich die häufigste Art. Wenn mir eine neue Geschichte in den Sinn kommt, fängt das meist auf eine ziemlich schräge Art und Weise an. Nämlich mit einem Namen und einem Satz.

Ein durchaus reales Beispiel war hierbei beispielsweise für eine Dame verantwortlich, die sich plötzlich in #7Leben eingeschlichen hat.

„Severina rannte so lange, bis sie nicht mehr konnte, bis sie in die Knie ging und ins blühende Heidekraut fiel.“

Okay. Madame hat also einen Namen. Und Madame rennt. Aber ich habe keine Ahnung, wer sie ist, das Kopfkino sendet aber ganz vage Römervibes aus. Eine Römerin, damit kann ich arbeiten. Also fange ich an, zu recherchieren.

Wenn sie Severina heißt, gehört sie mit großer Wahrscheinlichkeit irgendwie zu der Familie der Severer. Schnell bei Wikipedia geschaut, wie lange es die Familie schon gibt, damit ich die Frau zeitlich verorten kann. Festgestellt, dass ich sie lieber in der Spätrepublick/Prinzipat verorten würde als in der Kaiserzeit, weil es in der Kaiserzeit schwierig wird, sie im Heidekraut herumrennen zu lassen.

So weit so gut.

Auf Nachfragen bei meinem persönlichen Lateinexperten außerdem festgestellt, dass Severina der Name einer zweiten Tochter sein muss. Die Ältere hieße Severa. Meine neugeschaffene Dame ist also das zweite weibliche Kind einer Patrizierfamilie. Ob sie rennt, weil ihrer Schwester etwas passiert ist? Etwas Schreckliches?

Und schon hatte ich meinen Plot und wusste genau, wo sie hingehört… Alles nur, weil ich mir den Namen und das Kopfkino genau angeschaut habe.

Die Liste der Namen, die ich unbedingt mal benutzen will

Manchmal fliegen mir Namen zu, die mich irgendwie packen. Im alten Blogzug-Forum, in dem ich Moderatorin war, gab es beispielsweise einen Blogger (oder doch eine Bloggerin? Ich habe es nie herausgefunden) namens Erin Igel. Wir hatten nie viel miteinander zu tun, aber… ich mochte den Namen Erin. Ich fand den einfach so richtig schön.

Und ich wollte unbedingt eine oder einen Robin. Nicht englisch ausgesprochen sondern deutsch, zumindest in meinen Gedanken.

Habe ich inzwischen beide in jeweils einer anderen Kurzgeschichte. Es gibt aber immer wieder Namen, die mir zufallen und die mir dann so gut gefallen, dass ich unbedingt jemanden so nennen möchte. oder Namen, die irgendwie unbequem sind. Ein bisschen anecken. Und die darum, so fühlt es sich jedenfalls an, sich gut in Geschichten machen würden.

Leweke ist so ein Name, beispielsweise.

Die Listennamen kommen meist bei Kurzgeschichten zum Tragen. Wenn ich das Gefühl habe, dass einer von ihnen einfach zu dem passt, was ich erzählen will.

Nebencharaktere, die mir nicht zufliegen

Ja, da haben wir es. Der Punkt, an dem auch ich überlegen muss, wie ich jetzt jemanden nenne.

Meist handelt es sich dabei um Nebencharaktere. Gerade in der gestern angesprochenen Romanwelt gibt es zahlreiche Kulturen, die grob an Kulturen aus unserer Welt angelehnt sind, sich aber dennoch durch den zeitlichen Abstand deutlich von ihr unterscheiden. Und dann brauche ich manchmal…

  • Lehrer*innen
  • Eltern
  • Kinder, die nur in einem Nebensatz beim Namen gerufen werden und nie wieder vorkommen
  • die aus heiterem Himmel doch noch wichtige Großfamilie, die zu einem der Perspektivträger gehört
  • Bankbeamt*innen
  • sonstige Personen, die aus irgendeinem Grund zwar nicht sonderlich wichtig sind, aber Namen brauchen

Hier mache ich es ganz klassisch. Ich suche auf Babynamenseiten nach Namen aus der entsprechenden Kultur und dann schaue ich, wie ich damit arbeite. Manche Namen muss ich ausschließen, weil sie zu neu sind, um in meiner Welt vorkommen zu können. Und da kann es schon mal dreißig Minuten dauern, bis ich einen Namen habe, der alle Kriterien so weit erfüllt, dass ich den auch benutzen kann.

Wenn ich nicht gerade an Geschichten schreibe, wo ich Namen zur Not nach einer oder zwei einfachen Regeln aus beliebigen Silben zusammenwurschteln kann, wie bei #Unparallel und nur noch darauf achten muss, dass die auch verschieden klingen :D.

Was ich außerdem mache: Bei selbstgebauten Welten stelle ich mir selbst so eine „Babynamenseite“ zusammen. Ich schreibe mir alle verwendeten Namen auf, notiere Varianten für verschiedene Kulturen und lege eine eventuelle andersgeschlechtliche Form fest. Gerade wenn ich dann einen Namen mit „häufig“ markiert habe, kann ich dann eine Variation davon auch mal wiederverwenden.

Was ich noch nie getan habe

Das sind zwei Dinge.

Zum Einen: Ich nutze keine sprechenden Namen. Ich fand das Konzept als Leserin bei „Harry Potter“ (wo wirklich jeder Name die Welt bedeutet) ganz spannend und bei einer bestimmten Art von Weltenbau kann das auch wunderbar funktionieren, aber für die Art Geschichte, die ich schreibe und für meine Methodik beim Weltenbau funktioniert das einfach nicht. Gerade in der Fantasywelt, in der Arminia zu Hause ist, gibt es Millionen von Einwohnern in den einzelnen Ländern.
Es gibt Megastädte, in die von der Einwohnerzahl her Deutschland vollständig reinpassen würde.
Jetzt mal ehrlich: Wie wahrscheinlich ist es da, dass in einer solchen Welt, in der es auch noch Millionen von Menschen mit gleichem Namen gibt, alle Leute, denen der Protagonist begegnet, rein zufällig genau den Namen tragen, der perfekt auf sie und ihr Schicksal passt?
Mache ich nicht. Passt für mich nicht. Früher habe ich noch gerne Eastereggs in Namen versteckt (und beispielsweise Namen so zusammengesetzt, dass sie – in völlig verschiedenen Sprachen „sie wird brennen“ bedeuten – und dann auch wirklich betreffende Romanfigur abgefackelt), aber inzwischen mache ich das nicht.
Möglicherweise verschenke ich dadurch eine Bedeutungsebene, aber… naja, dafür habe ich gefühlt 50 andere Bedeutungsebenen in meinen Texten versteckt, auf die eine kommt es auch nicht mehr an.

Zum Anderen: Mir den Namen von anderen Leuten anhand einer Beschreibung aussuchen lassen.
Erst neulich bin ich auf Facebook über einen Post gestolpert, wo jemand seinen männlichen Charakter beschreibt (optisch und vom Verhalten her) und dann von den Leuten dort wissen will, wie so jemand ungefähr heißen könnte.
Für mich sind Namen eine hochintuitive Sache. Selbst wenn ich sie aus Silben zusammenbastle oder durch das Suchen auf Namenslisten festlege, muss es vor allem ein „Ja, genau DER Name passt zu dem Gesicht im Kopf“-Gefühl sein. Und ich weiß nicht, ob ich das bei Fremdvorschlägen könnte, dieses Gefühl kriegen, dass es einfach passt.

Wie verrückt und seltsam klingt das für euch? Und wie geht ihr bei der Namensgebung vor?

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8 Gedanken zu “#LOVEWRITINGCHALLENGE Tag 2 – Namensfindung

  1. Manchmal hab ich sprechende Namen – gerade bei so traditionellen germanischen Zwei-Teile-Namen bietet sich das an, aber ansonsten: Intuition und Listen von Namen. Zur Not auch schon mal das Telefonbuch und dann hinterhergooglen. Hauptsache, Person und Name passen zusammen. (Jemand anderes kann ich die auch unmöglich rauspicken lassen.)

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  2. Ich bin ebenfalls kein Fan von sprechenden Namen. Das erinnert mich an Kinderbücher, die oft mit solchen Motiven arbeiten. Zudem frage ich mich immer: Wer sucht schon nach der Namensbedeutung eines slawischen Nebencharakters, nur um festzustellen, dass sich in seinem Namen auch sein Schicksal wiederspiegelt? Ich hab sowas zumindest noch nie gemacht.
    Hochintuitiv – ja, das ist das passende Wort, um den Prozess der Namensfindung zu beschreiben ;) ich hänge dazu meist auch auf Internetseiten mit Listend er häufigsten Namen herum. ;)

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    1. Genau das. In Kinderbüchern ist das ja eigentlich schön – weil es zum Spielen einlädt, sofern die Bedeutung erkannt wird.
      Aber in Erwachsenenliteratur, sofern sie nicht gerade so hochmetaphorisch ist, dass dort alles eine spezielle Bedeutung hat, eher nicht.
      Diese Listen sind praktisch, nicht wahr? :D

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          1. Ich hab mich mit Selbsterfinden aber auch schon in die Nesseln gesetzt. Da dachte ich, was kreatives geschaffen zu haben und dann ergab eine Googlesuche, dass es diesen Namen so oder so ähnlich doch schon gibt (und so gar nicht zu dem passte, was ich beabsichtigte…)

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