Hach ja, das heutige Thema der Challenge ist viel mehr nach meinem Geschmack als das von gestern. Musik und Schreiben, Musik als Inspirationsquelle für alles Mögliche, das funktioniert teilweise ähnlich wie mit den Superheldenfilmen. Und teilweise ganz anders…
Zunächst: Höre ich überhaupt beim Schreiben Musik?
Jein.
Dazu muss man wissen: Ich schreibe an zwei festen und unendlich vielen variablen Orten. Die zwei festen sind:
- Das Kinderzimmer bei meinen Eltern
- Das Computerzimmer bei der Familie meines Freundes
Mit anderen Worten: Ich bin beim Schreiben eigentlich so gut wie nie alleine. Im Kinderzimmer zu Hause ist Nachmittags meist meine Schwester und macht entweder Schulsachen oder zockt – wobei sie grundsätzlich immer nebenher über Discord quasselt. Abends sitzen dann Mutter und Oma mit im Zimmer und streamen verpasste russische und ukrainische TV-Sendungen über Youtube.
Im Büro bei meinem Freund oft mindestens ein Jugendlicher, der ebenfalls was spielt und in der Regel entspricht meine Musikauswahl da auch nicht dem allgemeinen Geschmack.
Unter der Bedingung beim Schreiben Musik zu hören, ist unmöglich, wenn ich nicht die ganze Zeit mit Headset in den Ohren dasitzen möchte, ist schlicht nicht möglich. Und da ich von zu langem Tragen von Headsets ohnehin Kopfweh kriege, auch nicht langfristig wünschenswert.
Gleichzeitig kann ich aber nicht schreiben, wenn es um mich herum still ist. Das macht mich kirre. Ich BRAUCHE das Gewusel um mich herum, das Chaos einer großen Familie. Als ich im Studentenwohnheim gelebt habe, habe ich das Problem gelöst, indem ich permanent beim Schreiben das russische Fernsehen laufen ließ. Das gab eine schöne Geräuschkulisse, zu der ich gut schreiben konnte.
Um Musik zu streamen (damals noch über Last.fm, zu Zeiten, als Last.fm noch gut war), war das Internet meist zu lausig – ich hatte nur 4GB pro Monat zum freien Verbrauch, zumindest ganz am Anfang, und danach wurde radikal gedrosselt oder aber das Internet lief von vornherein mehr schlecht als Recht. Um permanent meine Musik über iTunes laufen zu lassen, war mein PC zu lausig. Technik, die begeistert.
Inzwischen habe ich dafür die bessere Technik, bin aber fast nie alleine…
Wenn ich also mal Musik höre – was höre ich eigentlich?
Es ist unterschiedlich. Im Grunde genommen gibt es aber drei Optionen:
- Ich höre meine eigenen, gekauften Songs – entweder am PC über iTunes oder über meinen iPod classic. (Übrigens das einzige Apple-Produkt in meinem Besitz und wenn es nicht eingestellt worden wäre, eins, auf das ich nach wie vor schwören könnte… Habe aber gerade so noch eins ergattert, ehe sie vom Markt genommen wurden <3 )
- Ich höre eine meiner vielen Schreib-Playlists auf Spotify (Wobei die Playlists entweder nach Projekten – oder – häufiger – nach Thema sortiert sind. Ich habe z.B. eine „für Trauriges“ und eine für Kampfszenen. Und die werden dann gehört, bis die Szene im Kasten ist. Und dann wiederum habe ich Playlists, bei denen ich selbst nicht erklären kann, für was genau die gut sind – best of Eurovision Song Contest von 2001 bis heute und „russische Popsongs und Schlager von 1945 bis heute“ lassen sich weder einer bestimmten Stimmung noch einem bestimmten Projekt zuordnen. Und passen kein bisschen zu „Female Fronted Metal“, einer Liste, die ich abonniert habe).
- Ich habe Lust auf ein ganz bestimmtes Album/auf einen ganz bestimmten Song. Und das wird dann in Endlosschleife gehört.
Wie inspiriert mich das?
Stichwort: Mnemotechnik.
Selbst wenn ich ohne bestimmte Intention Musik einfach so höre, beispielsweise, damit mir unterwegs nicht so langweilig ist oder um mein Hirn mit genug Reizen zu fluten, um mich auf irgendwas Langwieriges konzentrieren zu können, kommt es vor: Ich höre ein bestimmtes Musikstück und ich kriege sofort Kopfkino von bestimmten Figuren und bestimmten Szenen.
Will ich das Ganze dann aufschreiben, ist aber irgendwie Sense. Nichts wirkt so, wie es im Kopf gewirkt hat. Während die Musik lief. Also ist der Trick: Musik an und den Song so lange und so oft hören, bis die Szene im Kasten ist.
Mein Hirn ist denkwürdig, darum hat das Ganze einen gewissen Nebeneffekt: Ich kann den entsprechenden Song NIE mehr hören, ohne automatisch diese Szene vor Augen zu haben. Woraus sich dann eine entsprechende Playlist für die Überarbeitung ergibt.
Und wenn der nächste Song, der gespielt wird, gut dazupasst, kann DER dann nahtlos die nächste Szene einläuten. Oder auch eine ganz andere, das Springen verkraftet das Hirn gut.
Ansonsten nutze ich aber – siehe oben – Musik gerne ganz bewusst als Hilfsmittel, um in die richtige Stimmung zu kommen oder um mein Hirn zu überfluten und dadurch überhaupt in der Lage zu sein, längere Stücke Text am Stück konzentriert zu schreiben. (Normalerweise schafft mein Hirn keine Schreibsessions länger als 12 Minuten am Stück, ohne dass es sich erstmal mit was anderem beschäftigen möchte. Songs in einer mir bekannten Sprache mit Text, relativ kurz und viele hintereinander, sind perfekt, um die Schreibsession auf 20 Minuten oder mehr auszudehnen.)
Für mich ist Musik also nicht nur etwas Großartiges, was ich heiß und innig liebe – sondern auch eine bewährte Hilfe beim Schreiben schwieriger Szenen.
Wie ist es bei euch? Nutzt ihr die Musik als Hilfe? Oder braucht ihr Stille?
Moin!
Mir geht es mit der Musik ganz ähnlich. Oft, wenn ich Musik höre, habe ich auch ganze Szenen im Kopf. Beim Schreiben bin ich meist alleine und schreibe dann gerne zu einer Playlists mit passender Stimmung oder lasse mich umgekehrt zum Beispiel zu einer Kurzgeschichte inspirieren.
Spannend zu lesen, dass es da anderen auch so geht :D
Liebe Grüße, Finnja
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Guten Morgen :)
Immer wieder schön, Gleichgesinnte zu treffen <3 – gerade weil das Schreiben so individuell ist und für jede*n anders funktioniert.
LG,
Evanesca
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