Als ich das Thema für heute gesehen habe, wusste ich bereits: Das wird lustig. Und auch nur ein ganz kleines bisschen peinlich (hoffe ich). Denn davon, wie der Alltag mich gelegentlich unversehens überrollt und mir regelrecht irgendwelches Kopfkino aufzwingt, können so gut wie alle meine Mitmenschen ein Lied singen…
Das Märchen von Autor*innen, die ihre Mitmenschen in Geschichten einbauen …
… ist zumindest in meinem Fall auch wirklich ein Märchen. Klar, als ich noch angefangen habe, habe ich das getan. Ursprünglich war S. aus einem derzeit vermutlich abgebrochenen Projekt mein Alter Ego, ihre beste Freundin R. natürlich meine beste Freundin. Später war mein Alter Ego L. aus #7Leben, allerdings ist L. inzwischen sowas von kein bisschen ich… Genauso, wie S. sowas von kein bisschen mehr ich ist. Und auch Y. aus #Unparallel war mal eine Bekannte on mir, aber ich glaube, außer der Haarfarbe hat sie nichts mehr mit ihrem Vorbild gemeinsam.
Und ich hatte eine Zeitlang ein Projekt zusammen mit einer Freundin, bei dem wir versucht haben, nur Charaktere zu nehmen, die von irgendjemandem inspiriert sind, den wir real kennen. Aber auch das hat sich erledigt und die Leute hatten schnell nichts mehr mit der Vorlage zu tun.
Mit anderen Worten: Ihr dürft mich ruhig kennen. Ich werde euch vermutlich NICHT in Geschichten einbauen. Aber blöd kommen solltet ihr mir trotzdem nicht, einfach weil das menschlich nicht fein ist :P
Die Sache mit der Mnemotechnik
Ich habe es ja schon beim Beitrag über die Musik als Inspiration erwähnt. Mein Gehirn verknüpft gerne Dinge. Kann nützlich sein. Kann aber auch semi-lästig sein.
In Innsbruck gibt es eine Brücke. Immer, wenn ich dort war und über diese Brücke gegangen bin, hatte ich ein ganz bestimmtes Kopfkino. Von einer ganz bestimmten Romanfigur. Bis hin dazu, dass ich die Umgebung gar nicht mehr vor mir gesehen habe sondern nur noch meine Romanfigur, bei Nacht, in Kleidung der Habsburger Zeit.
Ich bin mir nicht sicher, was an der Sache nerviger ist – dass ich dabei so sehr weggetreten bin, dass ich ohne die Hilfe eines mir sehr lieben Menschen gegen die Laterne gelaufen wäre oder dass ich irgendwann nachgegeben habe und die Romanfigur nun wirklich eine gewisse Zeit in Innsbruck leben darf. Aber ehe ich gegen Laternen laufe…
Und so ist es öfter. Kennt ihr das, dass ihr an ein- und demselben Ort immer wieder ein- und das selbe Gespräch (oftmals ein Streit oder sonstein eher intensives Diskussionsthema) führt, wann immer ihr dort vorbeikommt? Egal, worüber vorher gesprochen wurde? Aber DIESE Strecke löst immer wieder diese Verbindungen aus?
Das liegt daran, dass das Gehirn diesen Ort mit einer starken Assoziation zum Thema verknüpft. Man läuft dort hin und automatisch wird dieser Verbindungsknoten abgerufen.
Etwas, was man sich bewusst zu Nutze machen kann, um beispielsweise sich eine längere Rede gut merken zu können, indem man Teile davon mit einem Raum verknüpft, den man in Gedanken abläuft. So machten es die alten Griechen.
Und ein starker Geistesblitz zu irgendeinem Charakter IST definitiv ein starker Impuls, den das Gehirn dann mit dem Ort verknüpft. Im Beitrag zur Namensfindung erwähnte ich Severina. Ein Teil ihrer Ausgestaltung erfolgte auch dadurch, dass ich im Urlaub in der Gegend von Sorico mit meinem Freund und seiner Familie durch die dunklen Gassen lief. Und dabei irgendwie permanent das Gefühl hatte, dass diese Lady sich in diesen finsteren Gassen sowas von zu Hause fühlen müsste… Letztendlich habe ich sie nach Bergamo verfrachtet – wo ich zwar nicht war, aber was zumindest lange genug existiert und für meinen Plot die passendere Landschaft hat.
Ansonsten… mein Alltag ist jetzt nicht gerade von aufregenden Ereignissen geprägt (als Lektorin mache ich was mit fremden Büchern :D ).
Was mein Alltag ist und was mich daran inspiriert
Es sind oft Diskussionen mit tollen Kolleg*innen. Oder mit Lektoratskund*innen. Es gibt mindestens einen Pitch auf meiner „zu schreiben“-Liste, bei dem ich mir sicher bin, dass meine Gesprächspartnerin sofort ahnen würde, dass sie ihn verursacht hat, wenn sie ihn je zu Gesicht bekommt (Hi, Judith! *wink*).
Spaziergänge. In letzter Zeit frage ich mich andauernd, wieso es eigentlich so wenig „Rural Alpine Fantasy“ gibt. Es muss ja nicht immer Urban sein ;-). Die Landschaft hier, der Anblick, wenn sich das Wetter ändert… der Wahnsinn. Da müsste doch eigentlich mal was passieren.
Gestern bin ich an einer Blumenwiese vorbeigelaufen, da stand der Hahnenfuß mir fast bis zum Knie und es roch nach Waldmeister. Zwischen all dem Gelb ganz viel Silber, von noch nicht voll entwickelten Samen des Löwenzahns. Dazwischen etwas, das verdächtig nach gelber Wildrose aussah von den Blüten her – aber vermutlich keine war -, ein wenig Klee und etliche Blumen, die ich beim besten Willen nicht zuordnen konnte. Aber hübsch und duftig waren sie. Und ich hatte sofort das Bild einer der Perspektivträgerinnen aus meinem Magierroman und was die auf so einer Wiese machen würde…
Es kann so schnell gehen. Und es sind oft ganz kleine Dinge.
Wie ist es bei euch? Was inspiriert euch im Alltag? Und lauft ihr dann auch gegen Laternen?