Arbeitsschritte im Selfpublishing – so entsteht ein Buch

Lange lebte und schrieb ich ein wenig in einer Blase. Nämlich überwiegend in einer mit anderen Autor*innen. Da sind viele Begriffe klar und auch viele Abläufe. Die meisten, mit denen ich mich länger unterhalte, haben auch das eine oder andere Buch (oder alle Bücher) in Eigenregie veröffentlicht.

Nun habe ich mehr und mehr mit reinen Leser*innen zu tun. Ein Umstand, der mich glücklich macht. Denn das bedeutet, dass ich es so langsam schaffe, über die Blase hinaus bekannt zu werden. Auch bei Leuten, mit denen ich nicht schon seit Jahren regelmäßig online quatsche. Und ich stelle fest – viele Leser*innen sind wahnsinnig interessiert an den Prozessen, die hinter einem Buch stehen.

Auf Wunsch meiner Patrons, die für diesen Vorschlag gestimmt haben und einer Leserin, die ihn überhaupt erst brachte – die Entstehungsgeschichte von Selfpublishing-Büchern. Bei mir. Chaos vorprogrammiert.

Die Auswahl

Wonach entscheide ich überhaupt, welches Projekt ich für welche Veröffentlichungsart vorsehe?

An sich ist es simpel – ist es eine Märchenadaption? Selfpublishing, denn die mache ich mit der Märchenspinnerei.

Ist es keine Adaption? Verlag.

Ausnahmen wie „2145 – die Verfolgten“ bestätigen die Regel. Das Buch sollte ursprünglich bei einem Kleinverlag entscheiden, aber wir trennten uns im Guten und ich habe das Buch selbst herausgebracht.

Der Schreibprozess an sich

Darüber habe ich ja bereits mehrfach gebloggt. Darüber, warum ich Reihen immer in einem Rutsch schreibe und wie ich Bücher schreibe, die für Verlage gedacht sind.

Es gibt Bücher, die ich von Anfang an für das Selfpublishing vorgesehen hatte – „Zarin Saltan“ und „der tote Prinz„. Und manchmal kann es passieren, dass dort ein Buch reingerät, das eigentlich im Verlag erscheinen sollte, wie „2145 – die Verfolgten„.

Mir ist aufgefallen, dass ich Bücher für das Selfpublishing straffer durchziehe. Zwar sind die gesetzten Deadlines selbstgemacht und von niemandem vorgegeben, aber ich gehe eine gewisse Verpflichtung ein, muss Dienstleister*innen bezahlen und Sachen vorab erledigen / beauftragen / bestellen. Am Schreibprozess ändert das in der Regel wenig – sofern mir nicht das Leben dazwischen kommt, pflege ich Rohfassungen recht flott durchzuziehen.

Aber es ändert recht viel daran, ob ich es mir leisten kann, ein Manuskript ein ganzes Jahr lang liegen zu lassen. In der Regel geht das nicht, sodass ich – vollkommen betriebsblind – die Rohfassung direkt auf meine Testleser*innen loslassen muss, kaum dass sie aus der Feder geflossen ist. Das hat mitunter zur Folge, dass ich schon mal vergesse, Platzhalter vor dem Absenden aufzufüllen. Ich habe nämlich einmal einen hochroten Kopf bekommen, weil am Ende einer Szene tatsächlich [Hier emotionale Begräbnisszene einfügen, auf die ich gerade keinen Bock habe] stand.

Ähm ja. Das ist mir für die Zukunft eine Lehre.

Überarbeitungen

Hier gibt es keine nennenswerten Unterschiede, die mache ich eigentlich immer auf die gleiche Art. Erst Kleinigkeiten (Tippfehler, doppelte Kommas, bessere Synonyme und alle Änderungen, die ich einfach vorbehaltlos übernehmen oder ablehnen kann). Dann größere Dinge („Das kommt zu plötzlich, schreib mal im Kapitel davor auch schon mal kurz einen Satz rein, um das Thema anzuteasern“ und ähnliche Sachen, für die man ein wenig im Dokument wurschteln muss). Dann die größten.

Sowas wie „Schreibe bitte die Szene, die du bisher nur als Platzhalter eingefügt hast, du Rind ;-)“. Wobei meine Betas in der Regel wesentlich freundlicher sind.

Ich versuche, mir für jeden neuen Abschnitt mindestens eine neue Person dazuzuholen, die das Ganze mit frischen Augen liest. Das klappt nicht immer, aber meistens.

Das hat im Übrigen nichts mit Schludrigkeit bei Selbstveröffentlichungen zu tun, eher mit einem strafferen Zeitplan. Bei Büchern, die ich irgendwann, wenn ich mal so weit zufrieden bin, sie einem Verlag anzubieten, kann ich mir schlicht alle Zeit der Welt nehmen und zwischendurch andere Projekte realisieren, während die Verlagsprojekte vor sich hinmarinieren und mein Unterbewusstsein an ihnen herumdoktert.

Das wird sich ändern, sobald ich an dem Punkt in meiner Karriere bin, auf den ich stetig hinarbeite – nämlich, dass ich mit festen Deadlines meine Projekte realisiere, weil ein Verlag sie angefragt hat. Aber derzeit kann ich es mir leisten, mit den Projekten so zu jonglieren, wie ich es tue und das ist sehr angenehm.

Die Suche nach den richtigen Dienstleister*innen

Viele Dinge mache ich selbst – Buchsatz beispielsweise, dem ich demnächst einen eigenen Blogpost widmen muss. Für andere Dinge muss ich möglichst frühzeitig jemanden beauftragen oder etwas einkaufen.

Wichtig: Auch Dienstleister*innen haben Fristen und sitzen in der Regel nicht auf Abruf bereit. Meine Wunschkorrektorin für „2145 – die Verfolgten“ hatte im Dezember Zeit. Die Coverdesignerin, die ich eigentlich für „der tote Prinz“ wollte, hat den Auftrag rundheraus abgelehnt – „in der Zeit und mit den Vorgaben nicht zu schaffen, tut mir leid“. Zum Glück hatte die wundervolle Juliana, die auch schon das Cover für „Zarin Saltan“ entworfen hat, sofort eine zu meinen Vorgaben passende Idee UND die Zeit, sie recht flott umzusetzen.

Ich hätte auch Pech haben können. Normalerweise habe ich ja eigentlich einen Plan. Wann „Zarin Saltan“ erscheint, stand Monate vorher fest. Bei „2145 – die Verfolgten“ habe ich mich nach der Korrektorin gerichtet. Im Falle von „der tote Prinz“ habe ich jedoch unvorhergesehen Monate früher veröffentlicht, als ich eigentlich geplant hatte. Daher geriet da die Suche ein wenig gehetzt.

Vor- und Nachbereitung

Ich habe inzwischen ein eigenes Dokument angelegt, in dem ich mir notiere, was ich bei einer neuen Romanveröffentlichung alles tun muss (und was davon ich abhängig von der Veröffentlichungsform zusätzlich tun oder lassen soll).

Wer nicht wirbt, stirbt – und ich kann tausendfach den Wunsch haben, mit meinen Büchern die Welt zu retten: Wenn die niemand liest, klappt das eher weniger. Darum habe ich beispielsweise aufgeschrieben, bei welchen Portalen ich mein Buch melden kann, damit es entdeckt wird und was dort zu tun ist bzw. was ich dafür in welchem Format brauche. Auch habe ich mir aufgeschrieben, welche Werbeformen mir eigentlich zur Verfügung stehen, damit ich verpeiltes Wesen beispielsweise nicht vergesse, von meiner neuen Veröffentlichung zu bloggen, zu twittern oder zu instagrammen. (Ja, dafür brauche ich eine Erinnerung. Mein Ernst.)

Außerdem sind dort wichtige organisatorische Dinge notiert – Buch bei Author Central zu meinem Profil hinzufügen, eBook und Print verknüpfen, eBook auf der Seite der deutschen Nationalbibliothek hochladen (da ich in Österreich wohne und auf Deutsch publiziere, ist meine Pflicht damit erfüllt).

Ja, ich habe demnächst meine fünfte eigenständige Veröffentlichung. Nein, ich kriege es trotzdem nicht auf die Reihe, die Werbung ordentlich hinzubekommen.

Zudem habe ich mir endlich irgendwo notiert, welche Maße meine Goodies haben und wo ich sie normalerweise bestelle, damit ich das nicht vergesse.

Wenn ich Zeit habe, scripte ich außerdem eine Releaseparty. Das heißt, dass ich genau aufschreibe, was passiert und dafür Bilder raussuche. Das kann ein simples Quiz sein, wie bei der Party zu „Zarin Saltan“. Ich hatte zwei Arten von Quizfrage – einmal so ähnlich wie auf der orangen Grafik und einmal nur mit „Abstimmungsaufforderung“, wobei ich einen längeren Text geschrieben habe, zu dem Fragen per Abstimmung beantwortet werden müssen.

Oder aber ein wesentlich komplexeres Spiel, bei dem unter anderem ein Labyrinth durchquert werden muss.

Das habe ich beispielsweise für „2145 – die Verfolgten“ entworfen.

Die Teilnehmer*innen der Releaseparty sollen zusammen mit einer Romanfigur in einer Art Prequel aus einem Konzentrationslager entkommen.Die Releaseparty zu „der tote Prinz“ werde ich irgendwann nachholen müssen. Vielleicht zum ersten Buchgeburtstag? Mal sehen, was mir dann Verrücktes einfallen wird, um auf den Roman einzustimmen.

Pläne und Aussichten

Ich habe eine Idee zu einer weiteren Märchenadaption, muss die aber noch so weit in Form bringen, dass ich überhaupt anfangen kann zu schreiben. Derzeit ist das Ganze in einer Form, in der ich zumindest das Kopfkinopflänzchen ein wenig zum Wachsen bringen kann, aber die Puzzleteile fügen sich noch nicht so weit zusammen, dass ich damit was anfangen kann. Vor 2021 wird das jedenfalls erst einmal nichts.

Ein Projekt, bei dem ich als Herausgeberin beteiligt bin, wird voraussichtlich dieses oder spätestens nächstes Jahr realisiert, das hängt davon ab, wie schnell die letzten Schritte erledigt werden. Es fehlen noch einige Illustrationen und das Buchcover. Außerdem habe ich festgestellt, dass es mal wieder Probleme gibt, das eBook wie geplant komplett kostenlos anzubieten. Hoffentlich gibt es dafür eine Lösung, mit der ich zufrieden bin.

Bonus: Was ist eigentlich Buchsatz?

Ich werde das recht oft gefragt und stelle fest, dass meine Antwort darauf immer recht mager ist. In Kurzform: Ein Buchsatz sorgt dafür, dass das Buch sowohl elektronisch als auch gedruckt so gestaltet ist, dass man es angenehm lesen kann.

Dabei gilt beim Buchsatz fürs eBook: Am besten tut man so wenig wie möglich. Sofern man, wie ich, größtenteils reinen Fließtext hat (und Grafiken bequem einfach am Anfang oder Ende von Kapiteln positionieren kann), gibt es nicht viel zu tun. Ich wähle aus, wie groß die Kapitelüberschriften im Verhältnis zum Fließtext sein sollen und gebe bevorzugte Schriftarten für die Anzeige an. Außerdem lege ich fest, dass ein Inhaltsverzeichnis angelegt werden muss. Das ist nämlich bei eBooks beispielsweise auf Amazon Pflicht und ein Fehlen kann abgemahnt werden.

Fertig.

Auf alles andere (Schriftgröße, Zeilenabstand, Schriftart etc.) habe ich keinen Einfluss, denn das kann sich jede*r Leser*in individuell am eigenen Lesegerät einstellen.

Beim Druckbuch wird es komplizierter, da gehört mehr dazu. Hier müssen einige teils seit der Erfindung des Buchdrucks etablierte Regeln befolgt werden, damit das Buch angenehm zu lesen ist und die Schrift nicht vor den Augen herumflattert. Der Software, die ich dazu benutze, widme ich jedoch so bald wie möglich einen eigenen Blogpost.

Hier nur so viel: Wenn man es gut machen will, ist das ein wenig aufwendiger, als der Satz fürs eBook.

Mit Sätzen – also einer sinnvollen Aneinanderreihung von Wörtern – hat der Buchsatz allerdings nichts zu tun.


Dieser Blogpost entstand, weil meine Patrons für ihn abgestimmt haben. Wenn du auch darüber entscheiden willst, welches Thema ich als nächstes verblogge, kannst du mich dort unterstützen: https://www.patreon.com/katherina_ushachov

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3 Gedanken zu “Arbeitsschritte im Selfpublishing – so entsteht ein Buch

  1. Hallo,
    Ich werde auch bald unter die Self-Publisher gehen. :) Den Workflow lerne ich daher gerade kennen. Das mit dem Buchsatz wusste ich noch nicht so genau, was das ist, danke für die Infos. Was ist denn Author Central und die Nationalbibliothek? Und welche Plattformen benutzt du für die Werbung? Weiß leider noch gar nicht so viel. ^^‘
    Liebe Grüße, Aurora

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    1. Hallo Aurora,
      Awww, wie spannend! Das ist ein sehr aufregender Schritt, nehme ich an <3.

      Die Author Central ist etwas, das Amazon dir zur Verfügung stellt. Sobald du deine erste Veröffentlichung hast (das muss kein eigenständiges Buch sein, das geht auch mit einem Anthologiebeitrag), kannst du dich mit den Daten deines Amazon-Accounts dort registrieren und das Buch deinem Profil hinzufügen.
      Dann siehst du auf einen Blick den Verkaufsrang und auch neue Rezensionen. Das ist recht praktisch und ich schaue dort mindestens einmal pro Woche rein, meist öfter :).
      Bei der deutschen Nationalbibliothek muss man als Selfpublisher*in selbstständig Belegexemplare hinterlegen. Bei Verlagsautor*innen tun das die Verlage, aber wenn du selbst veröffentlichst, bist du auch selbst dafür verantwortlich. Je nachdem, wo du lebst und wie du dein Buch anbietest, kann es aber sein, dass du lediglich das eBook hochladen musst.
      Ich nutze keine dezidierten Plattformen, aber ich muss natürlich in meinen sozialen Medien verlauten lassen, dass da überhaupt was Neues von mir draußen ist (Facebook, Instagram, Twitter). Außerdem in meinem eigenen Forum, ein paar anderen Foren (die dafür dezidierte Bereiche haben) und ich melde das Buch bei Rezi-suche.de und http://leserkanone.de/ an.
      Viel Erfolg!
      Liebe Grüße,
      Katherina

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      1. Hallo Katharina,
        Vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort und die tollen Tipps! Jetzt bin ich wieder etwas schlauer über die Veröffentlichung. Ja, es ist ein wahnsinnig aufregender Schritt. ^-^ Ich bin noch etwas ahnungslos, aber ich lerne durchs Rumprobieren. ^^
        Deine Tipps hab ich mir gleich mal notiert, damit ich das auch nicht vergesse. :D
        Liebe Grüße, Aurora

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